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Ärzte der Welt bietet in den Münchner Flüchtlingsunterkünften psychosoziale Unterstützung an. Foto: David Gohlke

München: Psychiatrische Sprechstunden für Flüchtlinge

Unsichtbare Wunden

Unsichtbare Wunden

 

Die ehrenamtlich tätigen Psychiater/innen von Ärzte der Welt beobachten während psychiatrischer Sprechstunden in Sammelunterkünften von Flüchtlingen eine besorgniserregende Zahl von psychischen Krankheiten.

Seit 2015 engagiert sich Ärzte der Welt für Flüchtlinge in München. Ein Behandlungsbus fährt zwei Mal wöchentlich Gemeinschaftsunterkünfte an. Unser Team versorgt die Menschen medizinisch und unterstützt dabei, sie ins Regelsystem zu integrieren.

Da die Ärzte und Ärztinnen im Projekt immer wieder beobachtet hatten, dass die psychische Gesundheit vieler Bewohner(innen) beeinträchtigt ist, wurde das Angebot durch psychiatrische Sprechstunden erweitert. Diese werden von ehrenamtlichen  Psychiater/innen durchgeführt, können aber nur die dringendsten Fälle begleiten. „Unter den prekären Lebensbedingungen in den Sammelunterkünften verschlechtert sich die psychische Gesundheit von Menschen mit Traumafolgestörungen, von Frauen mit Gewalterfahrung und Kindern, ständig“, beobachtet die Psychiaterin Stephanie Hinum. „Gesetzliche und bürokratische Hürden aber machen den Zugang für eine Behandlung von psychischen Erkrankungen geradezu unmöglich.“

Zu den belastenden Lebensbedingungen in den Sammelunterkünften kommt in den letzten Wochen hinzu, dass wiederholt Bewohner/innen nachts von der Polizei aus den Unterkünften abgeholt werden. Auch ein Patient, den unsere Ärztin psychiatrisch behandelt hatte, war unter den Personen, die nicht mehr geortet werden konnten. „Wir sind sehr besorgt über diese Vorgehensweise der unangekündigten Abschiebung“, sagt Dr. Stephanie Hinum, „wir beobachten, dass viele Menschen unter massiven Schlafstörungen, Angst und Depressionen leiden. Wir sehen auch, dass dadurch die Spannungen zwischen den Bewohnern steigen. Eine bereits beeinträchtigte psychische Gesundheit einiger Bewohner wird durch das Vorgehen der Behörden weiter destabilisiert - mit unabsehbaren Konsequenzen.“

Ärzte der Welt wendet sich entschieden gegen breit angelegte Überraschungsabschiebungen. Auch appelliert die Organisation an politische Entscheidungsträger, dass Asylbewerber/innen zügig in Unterkünfte umziehen können, die eine Privatsphäre erlauben und die psychische Gesundheit nicht verschlechtern.

Darüber hinaus fordert Ärzte der Welt, dass Flüchtlinge in ausreichendem Maße psychosoziale Versorgung erhalten. Dies beinhaltet zum einen den Zugang zu dem vollständigen Leistungsspektrums der gesetzlichen Krankenkassen als auch den Abbau von Zugangsbarrieren, (wie z.B. Sprachbarrieren). Nur dadurch kann eine bedarfsgerechte Versorgung gesichert werden.

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