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Annick Coulibaly koordiniert das Hebammenprojekt von Ärzte der Welt in Togo

„Der Zauber des Lebens“

„Der Zauber des Lebens“

 

Säuglingen Wasser zu trinken geben oder dem Kind nach der Geburt die Augen verbinden: In manchen Gebieten Togos gibt es traditionelle Praktiken, die der Gesundheit von Babys schaden können. Annick Coulibaly koordiniert dort ein Ärzte der Welt-Projekt zur Ausbildung von Hebammen und spricht über die besonderen Herausforderungen für Geburtshelferinnen in dem Land.

Togo hat eine sehr hohe Säuglings- und Müttersterblichkeit. Was kann man dagegen tun?

Ein Hauptproblem ist, dass es in ländlichen Regionen so wenig medizinische Unterstützung für Schwangere gibt. Deshalb ist das Ärzte der Welt-Projekt so wichtig. Eine gute Ausbildung für Hebammen ist die Grundlage für alles andere, nur wenn man sich ihrer annimmt, kann man im ganzen Land etwas verbessern.

Aus welcher Motivation heraus hast Du Dich entschlossen, Hebamme zu werden?

Der Wunsch geht zurück bis in meine Kindheit an der Elfenbeinküste. In dem Ort, wo ich aufgewachsen bin, gab es ein Geburtshaus. Schon als kleines Mädchen bin ich immer dort hingegangen und habe bei der Arbeit zugesehen. Dabei habe ich Bekanntschaft mit einer Hebamme gemacht, die mir die Abläufe erklärt hat. Sie hat mich inspiriert. Für mich ist es einer der wichtigsten Momente im Leben einer Frau, wenn sie ein Kind zur Welt bringt, und es macht mir sehr viel Freude, ihr das zu erleichtern.

Wie lässt Du Deine bisherigen beruflichen Erfahrungen in die Arbeit für Ärzte der Welt einfließen?

Als ich mit meiner Ausbildung an der Elfenbeinküste fertig war, wurde ich sofort allein aufs Land geschickt, in eine Gegend, in der es nicht einmal Handyempfang gab. Ich hatte nur drei Fachbücher, sie waren meine Bibel, auf die ich bei jedem Problem zurückgegriffen habe. Aber ich hätte mir so gewünscht, die Möglichkeit zu haben, mit jemandem zu sprechen. Ich wollte nicht, dass meine Auszubildenden in Togo sich ebenso desorientiert und allein fühlen müssen. Deshalb habe ich eine Whatsapp-Gruppe gegründet, in der sich die Schülerinnen und ich über inhaltliche Fragen, aber auch persönlich austauschen können. Wir erzählen uns auch mal Witze. Es ist vor allem ein Mittel zur psychologischen Unterstützung.

Neben der Abgeschiedenheit, in der man unter Umständen arbeitet, welches sind weitere Herausforderungen für Geburtshelferinnen in Togo?

Es gibt viele traditionelle Praktiken, die für die Gesundheit der Babys nicht förderlich oder sogar schädlich sind. In einer Gemeinde, die ich besucht habe, hat man mir zum Beispiel erklärt, man müsse der Mutter und dem Kind nach der Geburt die Augen verbinden. Es herrschte der Aberglaube, dass das Kind stirbt, wenn die Mutter es am ersten Tag ansieht. Manche Mütter geben ihren Säuglingen Wasser zu trinken. Da ist es wichtig, den Frauen höflich und respektvoll zu sagen, in der Muttermilch ist auch genug Wasser drin und sie ist besser für das Kind.

Wie geht man sensibel vor, damit die Mütter sich nicht bevormundet fühlen?

Ich bin selbst eine afrikanische Frau und ich bin selbst Mutter. Dadurch werde ich schon besser akzeptiert. Ich versuche, mich selbst als Beispiel zu nehmen, wenn ich Ratschläge gebe. Ich spreche über meinen eigene Fehler in der Vergangenheit und versuche, die positiven Langzeitfolgen von bestimmten Verhaltensweisen aufzuzeigen. Wenn eine Frau die guten Resultate gesehen hat, dann erzählt sie auch anderen davon und die Akzeptanz wächst.

Was liegt Dir bei Deiner Arbeit besonders am Herzen?

Du schaust stundenlang einer Frau zu, die Höllenqualen leidet – es gibt bei uns nichts, was die Schmerzen der Geburt lindert – und unterstützt sie mit all Deiner Kraft, Stunde um Stunde, bis sie endlich ihr Kind zur Welt bringt. Und anstatt das, was ihr so viele Schmerzen angetan hat, zu hassen, nimmt sie es in den Arm und es ist die pure Liebe. Das ist der Zauber des Lebens. Ich habe in meinen 13 Jahren als Hebamme schon hunderte Geburten erlebt, aber dieser Moment fasziniert mich immer wieder. Das gibt mir die Kraft, weiterzumachen, und so vielen Frauen wie möglich eine Geburt in Würde zu ermöglichen. Ich könnte mir keinen anderen Beruf für mich vorstellen.

 

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Die erfahrene Hebamme Annick Coulibaly teilt ihr Wissen mit ihren togolesischen Schülerinnen
Die erfahrene Hebamme Annick Coulibaly teilt ihr Wissen mit ihren togolesischen Schülerinnen
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