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Ärzte der Welt setzt sich mit der Advocy-Arbeit für Patienten ein

Advocacy-Arbeit von Ärzte der Welt: Johanna Offe im Interview

Wie Ärzte der Welt sich politisch engagiert

Wie Ärzte der Welt sich politisch engagiert

 

Sich für Menschen einzusetzen, deren Anliegen kaum gehört werden, ist zentral für das Selbstverständnis von Ärzte der Welt. Johanna Offe (hier links im Bild) vertritt ihre Interessen in Berlin. Ein Blick hinter die Kulissen unserer politischen Arbeit.

Du bist „Referentin für Grundsatzfragen“ bei Ärzte der Welt. Was bedeutet das eigentlich genau?

Um das zu veranschaulichen, finde ich das Motto unserer französischen Kollegen sehr hilfreich: „soigner et témoigner“, also heilen und Zeugnis ablegen. Ärzte der Welt hilft nicht nur Menschen in Notlagen, sondern macht in der Öffentlichkeit und gegenüber politischen Entscheidungsträgern auf Missstände aufmerksam. Für letzteres bin ich zuständig.

Wie gelingt Dir das?

Indem ich zum Beispiel Briefe an Ministerien schreibe oder mich mit Bundestagsabgeordneten treffe. Um auf das Problem der völlig überhöhten Preise für einige lebenswichtige Medikamente aufmerksam zu machen, habe ich eine Informationsveranstaltung im Bundestag organisiert. Die Daten aus der praktischen Arbeit von Ärzte der Welt helfen mir dabei, überzeugend zu argumentieren. Außerdem kooperieren wir eng mit unserem Netzwerk zivilgesellschaftlicher Organisationen, um unseren Argumenten zusätzlich Gewicht zu verleihen.

Welche Themen beschäftigen Dich zurzeit besonders?

Im Moment setze ich mich vor allem für Menschen ein, die aus verschiedenen Gründen durch das Raster des deutschen Gesundheitssystems fallen. Neben deutschen Staatbürgern können das zum einen Personen ohne Papiere sei, aber auch regulär nach Deutschland eingewanderte Menschen aus EU-Mitgliedsländern. Viele von ihnen haben das Problem, dass sie durch das Ende vergangenen Jahres in Kraft getretene sogenannte Leistungsausschlussgesetz kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

Was hast Du unternommen, um das Thema im politischen Berlin auf die Agenda zu setzen?

Wir haben uns zum Beispiel mit anderen Vereinen zusammengeschlossen und einen Brief an Sozialministerin Andrea Nahles verfasst, in dem wir die Situation beschreiben, wie sie sich in unseren Beratungsstellen darstellt. Wir haben sie daran erinnert, dass es ein Menschenrecht auf Gesundheitsversorgung gibt und es Aufgabe des Staates ist, dieses sicherzustellen. Außerdem haben wir eine Eingabe an die Vereinten Nationen verfasst. Als Unterzeichner des UN-Sozialpakts muss Deutschland alle fünf Jahre berichten, wie es um die Menschenrechte im Land bestellt ist. Im aktuellen Bericht der Regierung heißt es, dass sich die Menschen bei uns auf eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung verlassen können. Das ist unserer Erfahrung nach jedoch nicht der Fall.

Wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Es kamen einfach mehr EU-Bürger in die Sprechstunden, die wir in Berlin, Hamburg, Stuttgart und München anbieten, weil ihre Behandlungskosten nicht mehr vom Sozialamt gedeckt wurden. Wir mussten dann einspringen. Diese Menschen dürfen nicht nur als Empfänger von Unterstützung betrachtet werden, sondern als Menschen mit Rechten. Und für diese treten wir ein, indem wir ihnen eine Stimme geben.

Warum ist die politische Arbeit so wichtig für Ärzte der Welt?

Dadurch, dass wir täglich mit Betroffenen zu tun haben, sind wir in einer guten Position, Probleme zu identifizieren und auf diese aufmerksam zu machen. Und diese Probleme sind eben zum Teil durch Gesetze gemacht. Da muss man strukturell ran, sonst kommt man mit Hilfsprojekten bald ans Ende seiner Möglichkeiten.

Was macht Dir an Deiner Arbeit am meisten Spaß?

Meine Arbeit ist sehr vielseitig, aber einer der Aspekte, der mir am meisten Spaß macht, ist, in der Analyse festzustellen, dass ein Problem veränderbar ist. Und dieses Wissen mit denen zu teilen, die in der Position sind, Veränderung zu bewirken.

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