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Ungewollt schwanger? Die ehrenamtliche Ärztin erklärt einer jungen Frau in prekären Situation welche Möglichkeiten sie nun hat. Foto: Ärzte der Welt / Stephanie Kirchner

Leben im Schatten

Leben im Schatten

 

Wer in unsere Anlaufstellen in München, Berlin, Hamburg und Stuttgart kommt, ist oft von der Gesellschaft ausgegrenzt oder lebt im Verborgenen. Umso wichtiger ist es, die Geschichten dieser Menschen zu erzählen. Wir haben einige Eindrücke aus den Sprechstunden aufgeschrieben.

„Manchmal träume ich, dass ich auf hoher See bin, das Wasser ist unruhig und unser Boot steht in Flammen. Aber als ich in Wirklichkeit über das Mittelmeer gekommen bin, war unser Boot in Ordnung, der Motor ist nur einmal kaputt gegangen. Sie haben ihn repariert.“ Erstaunlich gelassen erzählt Hasan (Name geändert) bei einer Sprechstunde in unserer gemeinsam mit dem Verein Medizin Hilft in Berlin betriebenen Praxis von seiner Flucht aus dem Irak.

Es ist nicht die einzige dramatische Geschichte, die die Mitarbeiter/-innen von open.med an diesem Tag hören werden. Die meisten Patienten und Patientinnen haben Tragisches erlebt und manche wissen nicht weiter. So wie Hasan. Eigentlich müsste sich der ausgebildete Ingenieur in einem anderen europäischen Land aufhalten, weil er dort zuerst registriert worden ist. Aber Hasan fürchtet, dass er von dort wieder zurück in den Irak geschickt würde. Deshalb lebt er jetzt in Deutschland und schläft bei einem Verwandten auf der Couch. Doch richtig schlafen, sagt Hasan, kann er eigentlich nie. Stattdessen grübelt er über seine aussichtslose Lage. Ohne Aufenthaltserlaubnis kann er sich keine Arbeit suchen. Selbst als er online einen Deutschkurs machen wollte, seien Papiere verlangt worden, erzählt der junge Mann.

Ein Patient, der wegen eines schlecht eingestellten Diabetes einen Zeh verloren hat, wird von der Ärztin versorgt.
Ein Patient, der wegen eines schlecht eingestellten Diabetes einen Zeh verloren hat, wird von der Ärztin versorgt.
Ungewollt schwanger ohne Papiere

 

Ebenso ratlos ist eine Patientin aus einem zentralafrikanischen Land, die in der Sprechstunde erfährt, dass sie ungewollt schwanger geworden ist. Was soll sie nun tun? Es ist keine leichte Entscheidung für die junge Frau, die allein und ohne geregelten Aufenthaltsstatus in Deutschland lebt. Die ehrenamtliche Ärztin Brigitte Kodsi erklärt der Patientin, welche Möglichkeiten sie nun hat.

Auch ein Herr, der sich in seiner afrikanischen Heimat als politischer Aktivist für Menschenrechte eingesetzt hat, kommt an diesem Tag zu open.med. Weil er sich mit seinem Engagement Feinde machte, floh er nach Italien, wo er Asyl bekam. Allerdings erhielt er dort weder die benötigte neue Hüfte noch das Insulin, um seinen Diabetes zu behandeln. Wegen der verzögerten Hüft-OP leidet der Mann unter starken Schmerzen und bekommt in der Praxis regelmäßig Medikamente.

In der Hamburger Anlaufstelle von Ärzte der Welt und Hoffnungsorte Hamburg warten bei einem Besuch im Juni vor allem Männer, Frauen und Kinder aus Bulgarien darauf, ins Sprechzimmer gerufen zu werden. Neben ihren eigentlichen Anliegen berichten einige Patient(inn)en über Schmerzen von der Arbeit auf dem Erdbeerfeld, wo sie vorübergehend als dringend benötigte Erntehelfer tätig sind. Eine Patientin freut sich, als ihr die Ärztin Sarah Galastri trotz der Anstrengung gute Blutdruckwerte attestiert. Die Dame hatte zuvor an einer in der Anlaufstelle angebotenen Schulung teilgenommen. „Man merkt, dass sie verstanden hat, wie man die Medikamente einnehmen muss. Sie hat gute Werte“, sagt Galastri.  Ein Patient, der wegen eines schlecht eingestellten Diabetes einen Zeh verloren hat und von der Ärztin versorgt wird, will nun an einer Informationsveranstaltung teilnehmen. In Kombination mit den Tabletten, die er in der Anlaufstelle bekommt, soll sie ihm helfen, in Zukunft besser mit der Krankheit zu leben.

Die Ärzte der Welt-Praxen sind offen für alle Menschen, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum regulären Gesundheitssystem haben. Davon sind in Deutschland Hundertausende betroffen – auch viele deutsche Staatsbürger.

Auch Sie können diese Menschen unterstützen - zum Beispiel mit einer Spende für unsere Inlandsprojekte.

Sarah Galastri und ihre Patientin freuen sich über die guten Werte
Sarah Galastri und ihre Patientin freuen sich über die guten Werte
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