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Die Menschen haben alles verloren

Die Menschen haben alles verloren

 

Ein halbes Jahr nach den verheerenden Erdbeben, die die Türkei und Syrien im Februar 2023 erschütterten, hat Janine Wildschut von Ärzte der Welt Niederlande unsere Einsatzorte in Istanbul, Izmir, Hatay (Antakya) und Nordwestsyrien besucht.

„In Antakya ist es so, als ob eine Atombombe explodiert wäre. Es ist eine apokalyptische Szenerie, wenn man dort herumläuft“, sagt Janine Wildschut, Leiterin der medizinischen Programme bei Ärzte der Welt Niederlande. „Ich habe viel Elend gesehen. Gleichzeitig bin ich unglaublich stolz auf unsere türkischen Kolleg*innen, die dagegen vorgehen. Und das, obwohl sie selbst Opfer der Erdbeben geworden sind und die einige von ihnen selbst Familienangehörige verloren haben. In dem Moment, in dem man eigentlich sie selbst hätte versorgen müssen, haben sie sich um andere gekümmert und tun dies nun schon seit einem halben Jahr tagein, tagaus“, so Wildschut.

Bei 50 Grad im Zeltlager

Die Situation in der Türkei und im Nordwesten Syriens ist sehr unterschiedlich, aber das Elend auf beiden Seiten ist immer noch groß.

„In der Türkei, dem Epizentrum der Erdbeben, ist die Verwüstung viel größer. Gebäude sind eingestürzt und viele Menschen leben jetzt in Zeltlagern oder Containern, die die türkische Regierung überall zu errichten versucht“, berichtet Wildschut.

„Nach Jahren des Krieges lag Syrien bereits in Trümmern, und dann kam zu diesem Leid noch die Erdbebenkatastrophe hinzu. Die Menschen haben buchstäblich nichts mehr. Sie leben in Zeltlagern, die zum Teil von Organisationen betrieben werden, aber es gibt auch viele provisorische Camps. Hier gibt es nicht einmal fließendes Wasser. Das ist es, was mich im Moment am meisten beunruhigt. Stellen Sie sich vor, die Menschen leben dort bei fast 50 Grad Hitze in Zelten, ohne fließendes Wasser. Es ist eine Tortur.“

Ärzte der Welt arbeitet sowohl in der Türkei als auch im Norden Syriens. Auf beiden Seiten der Grenze bieten wir medizinische Grundversorgung, psychologische Unterstützung, Angebote zu Frauengesundheit, Verhütung und Schwangerschaft und Schutz vor Übergriffen an.

„Wir konzentrieren uns darauf, die am meisten gefährdeten Gruppen wie Kinder und Frauen zu schützen. Dazu haben wir untersucht, wie unsicher bestimmte Orte sind und wie hoch die Wahrscheinlichkeit von Gewalt und Ausbeutung ist“, erklärt Janine Wildschut.

In Syrien gibt es zusätzlich ein Programm gegen Unterernährung bei Kindern. Ärzte der Welt ist eine der wenigen NGOs in der Region, die in diesem Bereich tätig sind.

Einem Giftgasangriff entkommen, dann unter Trümmern gefangen

Die Hilfe für Schwangere, Frauen und Kinder ist ein wichtiger Teil der humanitären Hilfe von Ärzte der Welt. „Ich habe mit einer türkischen Frau gesprochen, die schwanger war, als sie den Erdbeben zum Opfer fiel. Später brachte sie ihr Kind in einem der Zeltlager zur Welt, aber wegen des ganzen Stresses, hat sie sofort aufgehört zu stillen. Babymilch ist aber zu teuer für sie“, so Wildschut.

Eine der Begegnungen, die sie nie vergessen werde, war die mit einer syrischen Überlebenden des Erdbebens in der Türkei, berichtet Janine Wilschut: „Viele Syrerinnen und Syrer in der Türkei sind vor dem Krieg geflohen und dann auch noch dem Erdbeben zum Opfer gefallen." Diese Frau war vor den Giftgasangriffen in Syrien geflüchtet und für eine medizinische Behandlung in die Türkei gekommen, als sie in Antakya unter den Trümmern eines einstürzenden Gebäudes begraben wurde.“

Ärzte der Welt wird mit aller Kraft weiterarbeiten und nötige Unterstützung anbieten. „Aber die Bedingungen sind extrem schwierig und die Menschen arbeiten wirklich unter hohem Druck“, sagt die Ärzte der Welt-Expertin.

 

Mehr zum Thema

Lesen Sie hier auch unseren Bericht über die neuen Herausforderungen und Bedrohungen für die Gesundheit, denen die Menschen im Erdbebengebiet inzwischen ausgesetzt sind.

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