Mut, Vertrauen und Zusammenhalt

Bayern (reach.out+):
Mut, Vertrauen und Zusammenhalt

Frauen mit Fluchterfahrung stehen in Deutschland oft vor großen Herausforderungen: Sprachbarrieren und bürokratische Hürden erschweren ihre neue Lebensrealität erheblich. Eine von ihnen ist Mira Umar (Name geändert). Als Multiplikatorin im Projekt reach.out plus setzt sie ihre Stärke und ihr Wissen ein, um andere in ihrer Community zu unterstützen. 

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Du kommst aus Nigeria. Welcher Ort in deinem Heimatland ist dir besonders wichtig?
Ich denke oft an meine Kindheit zurück. Damals war ich Teil einer Fußballmannschaft, sehr aktiv und erfolgreich, ich habe sogar ein Stipendium erhalten. Diese Zeit hat mich geprägt, Fußball begleitet mich bis heute.
 

Hast du eine schöne Erinnerung aus Nigeria, die du mit uns teilen möchtest?
Viele meiner schönsten Erinnerungen sind die gemeinsamen Abende mit meinen Freundinnen und Freunden während der Schulzeit. Wir haben viel gelacht, getanzt und Musik gehört, vor allem nigerianischen Hip-Hop. Einen Lieblingskünstler kann ich gar nicht festlegen, es waren einfach zu viele. An das Gefühl von Gemeinschaft, daran erinnere ich mich gerne.
 

Was bedeutet für dich persönlich das Wort „Gemeinschaft“?
Gemeinschaft bedeutet für mich Zugehörigkeit und gegenseitige Fürsorge. Menschen, die füreinander da sind, einander vertrauen und ihre Geschichten miteinander teilen. Es geht nicht nur darum, unter einem Dach zu leben, sondern darum, wirkliche Verbindung zu spüren. Auch hier in Deutschland habe ich Gemeinschaft gefunden, insbesondere durch reach.out plus.
 

Du engagierst dich als Multiplikatorin im Projekt reach.out plus. Was hat dich dazu bewegt?
Ärzte der Welt ist eine humanitäre Organisation, und das hat mich sofort angesprochen. Frauenrechte zum Beispiel dürfen kein Privileg sein – sie sind Menschenrechte. Indem ich mich als Multiplikatorin engagiere, möchte ich Informationen weitergeben und Brücken bauen, etwa zwischen Gesundheitssystem und Community. Ich glaube fest daran, dass Wissen geteilt werden sollte. Wissen bedeutet für mich Empowerment.
 

Im Rahmen von reach.out plus führen wir regelmäßig Workshops mit den Multiplikator*innen durch und sprechen über verschiedenste Themen, die manchmal auch belastend sein können. Wie gehst du damit um?
Ich empfinde vor allem Hoffnung und Motivation. Meistens gehe ich gestärkt aus den Workshops hervor. Natürlich gibt es auch schwere Momente, weil manche Themen mich an meine eigenen Erfahrungen erinnern. Aber gerade dadurch fühle ich mich mit den anderen Multiplikatorinnen verbunden. Außerdem habe ich viele praktische Werkzeuge an die Hand bekommen, die mir helfen, Flashbacks entgegenzuwirken. Kleine Übungen wie Atem- oder Klopftechniken geben mir Kraft.
 

Warum geben dir die Workshops Hoffnung?
Ich finde es gut, dass wir nicht nur Informationen erhalten, sondern auch offen über alles sprechen können. Dieses Gefühl, nicht allein zu sein, ist unglaublich bestärkend. Und das neue Wissen über meine Rechte und die Fähigkeit, andere in Krisen zu unterstützen, gibt mir das Gefühl, wirklich etwas bewirken zu können.
 

Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen für Menschen mit Fluchterfahrung?
Der Zugang zum Gesundheitssystem ist für viele die größte Hürde – oft wegen ihres Aufenthaltsstatus. Dazu kommen Sprachbarrieren, die die Kommunikation mit Behörden und Ärzt*innen erschweren. Die Unsicherheit im Asylverfahren verursacht zusätzlichen Stress und kann leicht zu Frustration oder sogar zur Depression führen. Auch die Wohnsituation ist häufig schwierig: überfüllte Unterkünfte erschweren es, sich zuhause zu fühlen. Menschen mit traumatischen Erfahrungen finden dort kaum den Raum, den sie für ihre Heilung brauchen.
 

Wie erlebst du dein Leben in Deutschland im Moment?
Ich schätze die Stabilität und Sicherheit, die ich hier habe. Es gibt unterstützende Communities, zum Beispiel für queere oder generell LGBTIQ*-Personen, die Schutz suchen. Ärzte der Welt ist für mich ebenfalls eine wichtige Gemeinschaft. Die Sprachkurse eröffnen mir neue Wege, ich kann ich selbst sein und meine Fähigkeiten entwickeln. Aber die Unsicherheit, was der morgige Tag bringt, bleibt eine große Herausforderung.
 

Was wünschst du dir für deine Zukunft?
Ich wünsche mir eine noch bessere Integration, ein Leben voller positiver Erfahrungen, Stabilität und Sinn. Besonders wichtig ist mir, anderen Menschen zu helfen, egal ob durch freiwilliges Engagement oder soziale Arbeit. Ich möchte zu einer Gesellschaft beitragen, die mir Sicherheit gegeben hat, und anderen Hoffnung und Stärke schenken.

Mira Umar ist eine unserer Multiplikatorinnen des reach.out plus-Projekts. Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen will sie anderen Menschen mit Fluchterfahrung Mut machen und klärt sie über asylpolitische Prozesse und ihre medizinische Rechte auf.

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