Darunter versteht man die Behandlung gesundheitlicher Probleme und Beschwerden, wie sie in der Regel von Allgemeinmediziner*innen geleistet wird. Sie umfasst vor allem:
- die Behandlung von häufigen oder weniger schweren Erkrankungen wie Erkältungen, Verletzungen oder leichten Schmerzen,
- Vorsorgeuntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten, z.B. Blutdruckmessung oder Impfungen,
- Medikamentenversorgung bei häufigen Krankheiten wie Kopfschmerzen oder Allergien.
Regulär krankenversichert zu sein – dieses Ziel möchten wir für unsere Patient*innen erreichen. Deshalb beraten wir auch in sozialrechtlichen Fragen, um bei der (Wieder-)Eingliederung ins Gesundheitssystem zu unterstützen.
Enger Kooperationspartner sind dabei die kommunalen Clearingstellen. Sie beraten Betroffene ohne ausreichenden Versicherungsschutz und übernehmen zum Teil auch Kosten für dringende medizinische Behandlungen. Flächendeckend ist das Angebot an Clearingstellen in Deutschland jedoch noch nicht. Mehr Infos: anonymer-behandlungsschein.de
In den Teams arbeiten und Haupt- und Ehrenamtliche eng zusammen. Insgesamt sind in den open.med-Anlaufstellen 15 Mitarbeiter*innen hauptamtlich beschäftigt. Freiwillig engagieren sich über 160 Menschen. Darunter sind Ärzt*innen und Medizinstudierende, Patientenbetreuer*innen und Dolmetscher*innen. Die Zahlen zeigen: Ohne die Ehrenamtlichen wäre die Arbeit von Ärzte der Welt undenkbar!
Im Jahr 2013 haben interne Machtkämpfe und Rivalitäten zwischen Präsident Kiir und Vize Machar einen Bürgerkrieg herbeigeführt. Kiir (von der Ethnie der Dinka) beschuldigte seinen Vizepräsidenten (von der Ethnie der Nuer), einen Putsch zu planen und setzte ihn in seiner Villa fest. So begannen die Kämpfe zwischen internen Fraktionen des Militärs, die (entsprechend ihrer eigenen ethnischen Zugehörigkeit) entweder für Kiir oder Machar kämpften. Infolge von erfolgreichen Friedensverhandlungen konnten die verfeindeten Politiker 2018 eine Übergangsregierung formen. Kurz vor den Wahlen im März 2025 wiederholte sich jedoch das Szenario: Ein Konvoi schwer bewaffneter Soldaten stürmte die Villa des Vizepräsidenten und stellte ihn unter Hausarrest. Kurze Zeit später kam es schon zu ersten Schusswechseln. Somit steht Südsudan wieder am Rande eines Bürgerkriegs.
Die Hungerkrise im Südsudan verschärft sich kontinuierlich. Die Hälfte der Bevölkerung war 2024 von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen, insbesondere Frauen und Kinder (IPC Phase 3 oder höher). Prognosen des IPC-Berichts zufolge werden zwischen April und Juni 2025 etwa 7.7 Millionen Menschen von Hunger betroffen sein. 2.5 Millionen Menschen sind von extremem Hunger und bis zu 63.000 sogar vom Hungertod bedroht.
Seit Frühling 2023 kämpfen die sudanesischen Streitkräfte (SAF) von Präsident Al-Burhan und die Rapid Support Forces (RSF) seines früheren Stellvertreters gegeneinander. Schätzungen des UNHCR zufolge hat ihr Machtkampf etwa 12.5 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Humanitäre Hilfsorganisationen sprechen von einer der schwersten Vertreibungskrisen der Welt. Die ohnehin schon kritische Situation hat sich so zugespitzt, dass es sich inzwischen um eine der größten humanitären Katastrophen weltweit handelt. Im Vertriebenencamp Samsam hat das IPC Famine Review Committee die Ernährungskrise als Hungersnot eingestuft.
Auf den griechischen Inseln Lesvos, Chios, Samos, Kos und Leros wurden sogenannte “kontrollierte Einrichtungen mit geschlossenem Zugang” (Closed-Control Access Centres oder CCAC) errichtet, in denen Geflüchtete untergebracht werden. Hier leben viele Menschen auf engstem Raum und unter gefängnisartigen, oft gesundheitsgefährdenden Bedingungen.
Schätzungen des Flüchtlingskommissariats der UN zufolge erreichten im Jahr 2024 etwa 62.000 Geflüchtete Griechenland. Fast 90% kamen über den Seeweg.
Die Geflüchteten in Griechenland stammen vorwiegend aus Syrien (38.9%), Afghanistan (21.6%), Ägypten (12.4%), Iraq (11.8%) und Somalia (11%). Quelle: UNHCR.
Hauptursachen sind Armut sowie Korruption, autoritäre Regierungen, Inflation, Bürgerkriege, Drogenkriminalität und (Banden-)Gewalt. Fluchtursache ist auch die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlage vor allem durch die Klimakrise, oder wegen ökonomischer Interessen weniger, wie etwa die Abholzung des Regenwalds oder der großflächige Abbau von Rohstoffen wie Lithium. Gerade für letzteres sind vor allem die Interessen der Industrienationen verantwortlich.
Innerhalb Südamerikas auszuwandern, führt selten zu einer Verbesserung der Situation. Die USA und Kanada waren deshalb bisher das häufigste Ziel der Flüchtenden.
Der Weg von Süd- nach Nordamerika ist durch die geografischen Gegebenheiten festgelegt. Zwischen Kolumbien und Panama müssen die Menschen dabei durch den Darién Gap, eine extrem gefährliche und beschwerliche Route durch den Regenwald. Gerade Frauen laufen dort Gefahr, Opfer von Bandengewalt zu werden.
Menschen, die aufgrund von Verfolgung, gewaltsamen Konfliten oder Naturkatastrophen innerhalb ihres Landes fliehen müssen, werden oft Binnengeflüchtete, Binnenflüchtlinge oder intern Vertriebene genannt. Der englische Ausdruck ist “internally displaced persons”, IDP.
Menschen, die aufgrund von Verfolgung, gewaltsamen Konfliten oder Naturkatastrophen innerhalb ihres Landes fliehen müssen, werden oft Binnengeflüchtete, Binnenflüchtlinge oder intern Vertriebene genannt. Der englische Ausdruck ist “internally displaced persons”, IDP.
Der Gazastreifen ist ein sehr dicht besiedeltes Gebiet von ca. 360 km², in dem abgeschnitten vom Rest der Welt über zwei Millionen Menschen leben.
Bereits vor der jüngsten Eskalation des Nahostkonflikts war die humanitäre Lage prekär. Seit Beginn der Bombardierungen und der verschärften Blockade durch die israelische Regierung in der Folge des Angriffs der Hamas im Oktober 2023 spielt sich in Gaza jedoch eine humanitäre Katastrophe ab.
Die öffentliche Infrastruktur ist zusammengebrochen, darunter das Gesundheitssystem und die Trinkwasserversorgung. Die Zerstörung von Häusern, Gesundheitseinrichtungen, Schulen und anderen Unterkünften des Hilfswerkes der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) hat diesen Zusammenbruch beschleunigt.
Die meisten Krankenhäuser sind kaum funktionsfähig. Ihr Personal ist mit einem gravierenden Mangel an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung konfrontiert und mit dem Zustrom von Verwundeten und Vertriebenen überfordert.
Den Bewohner*innen des Gazastreifens fehlt es an allem: Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom. Viele Menschen müssen verunreinigtes Wasser trinken und mit nur einer Mahlzeit am Tag auskommen. 1,9 Millionen Menschen sind vertrieben worden – oft schon zum wiederholten Mal – und sind nun gezwungen, auf der Straße oder in überfüllten Unterkünften zu schlafen.
Durchfallerkrankungen, akute Haut- und Atemwegsinfektionen sowie hygienebedingte Infektionen nehmen zu, und es besteht die Gefahr, dass Epidemien ausbrechen.
Im Westjordanland sind zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 10. Januar 2024 mehr als 330 Palästinenser*innen, darunter 84 Kinder und Jugendliche, von der israelischen Armee oder radikalen Siedler*innen getötet worden. (Für das gesamte Jahr 2022 lag die Zahl bei 144.) Die meisten von ihnen starben bei den fast täglichen Razzien der israelischen Armee.
Diese Razzien, die auch regelmäßig auf Gesundheitseinrichtungen und Krankenwagen abzielen, behindern den Zugang zur Gesundheitsversorgung für die Zivilbevölkerung. Daneben werden verstärkt Kontrollen an den Checkpoints durchgeführt. Dies schränkt die Bewegungsfreiheit der Zivilbevölkerung noch mehr ein, als es bereits zuvor der Fall war, und macht es noch schwieriger, Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen, humanitäre Hilfe zu leisten oder in Anspruch zu nehmen.
Auch Gewaltakte israelischer Siedler*inner gegen palästinensische Zivilist*innen haben drastisch zugenommen. Von drei pro Tag vor dem 7. Oktober ist die Zahl der Vorfälle nun auf durchschnittlich sieben pro Tag gestiegen. Mehr als 1.200 Palästinenser*innen sind durch die Gewalt permanent aus ihren Gemeinden vertrieben worden und haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren.
Ärzte der Welt ist im Ausland in der Regel in Ländern aktiv, in denen gefährdete Bevölkerungsgruppen besondere Schwierigkeiten beim Zugang zu medizinischer Versorgung haben. In Israel schien bisher kein entsprechend hoher Bedarf gegeben zu sein. Unsere Organisation kann auch auf Ersuchen eines Landes tätig werden, das vom Zusammenbruch seines Gesundheitssystems bedroht ist. Israel hat bisher nicht um humanitäre Unterstützung gebeten.
Die Grundsätze der Unabhängigkeit und Unparteilichkeit sind die Grundlage der humanitären Hilfe von Ärzte der Welt. Daher steht sowohl unsere Arbeit als auch unsere Finanzmittel und Spenden ausschließlich im Dienste der Zivilbevölkerung. Insbesondere arbeiten wir daran, das Gesundheitssystem zu stärken, indem wir Krankenhäuser, Gesundheitszentren und Gesundheitspersonal unterstützen. Als humanitäre Organisation akzeptieren wir keine Einmischung in die Durchführung unserer Projekte.
In Bezug auf die aktuelle Situation in Gaza stützt sich Ärzte der Welt in seinen Mitteilungen und Analysen auf Zahlen, die vom Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung der humanitären Hilfe (OCHA) und dem Gesundheitscluster der Weltgesundheitsorganisation veröffentlicht wurden. Wir glauben, wie mehrere Expert*innen, dass die Zahl der in Gaza getöteten Menschen unterschätzt wird, da es unmöglich ist, sämtliche Leichen zu zählen, die unter den Trümmern liegen. Hinzu kommen die indirekten Opfer des Krieges, zum Beispiel chronisch Kranke, die ihre Medikamente nicht mehr bekommen oder Kinder, die an den Folgen von Mangel- und Unterernährung sterben.
Eine „vergessene Krise” ist eine Notlage, die wenig Aufmerksamkeit in den Medien und der Öffentlichkeit erhält, obwohl sie schwerwiegende Auswirkungen auf die betroffenen Menschen hat. Beispiele hierfür sind die humanitären Katastrophen im Jemen, in Syrien und im Südsudan sowie die dramatische Lage der Rohingya in Myanmar und Bangladesch. Diese Krisen werden oft übersehen, weil sie in abgelegenen Gebieten stattfinden oder von anderen, bekannteren Katastrophen überschattet werden.
In den letzten Jahren haben wir in Ländern wie dem Jemen, den palästinensischen Gebieten oder der Zentralafrikanischen Republik wiederholt Angriffe auf medizinische Einrichtungen, Rettungsfahrzeuge und Zufluchtsorte für Geflüchtete erlebt. Diese Kriegsverbrechen verurteilen wir aufs Schärfste und fordern die strikte Einhaltung des internationalen humanitären Rechts.
Unsere Arbeit in Konfliktgebieten basiert auf den Prinzipien der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit. Unsere Teams arbeiten mit lokalen Akteuren zusammen, um die Nachhaltigkeit der Aktivitäten und die Sicherheit von Patient*innen und Mitarbeitenden zu gewährleisten, wobei sich die geleistete Hilfe ausschließlich nach den medizinischen Bedarf richtet – ohne Diskriminierung und ohne Partei zu ergreifen.
Im Jahr 2010 wurde Haiti von einem schweren Erdbeben erschüttert. Hunderttausende starben, über die Hälfte der Krankenhäuser wurde schlagartig zerstört. Infolge des katastrophalen Erdbebens brach eine Choleraepidemie aus und forderte weitere Opfer. Obwohl die Situation inzwischen weitgehend unter Kontrolle ist, bleibt Cholera weiterhin eine Bedrohung. Im Südwesten der karibischen Insel bricht die Krankheit vor allem in der Regenzeit und in schwer erreichbaren Regionen immer wieder aus. Zuletzt verursachte ein Wirbelsturm im Oktober 2016 eine erneute Krankheitswelle.
Schätzungen der Welthungerhilfe zufolge ist knapp die Hälfte der Bevölkerung unterernährt. 22 Prozent der Kinder unter 5 Jahren sind von chronischer Unterernährung betroffen.
Kinder in Haiti sind von Vertreibung, Hunger und Entführungen bedroht. Bewaffnete Banden rekrutieren Minderjährige als Kindersoldat*innen und zwingen sie zum Kämpfen. Mädchen sind zudem oft Opfer von sexuellen Übergriffen und Zwangsprostitution. Schätzungen von Unicef zufolge benötigen zwei von drei haitianischen Kindern humanitäre Hilfe.
Wegen chronischer Unterfinanzierung, Ressourcenknappheit, Plünderungen und fehlenden Personals sind die öffentlichen Krankenhäuser seit Jahren in ihrer Funktion eingeschränkt. Mit der Klimakrise kommt eine weitere enorme Herausforderung hinzu: Wiederkehrende Unwetterereignisse wie Hurrikane sowie Erdbeben beschädigen die Infrastruktur, schwächen die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung – und steigern den humanitären Bedarf.
Der Darién-Dschungel ist ein Regenwaldgebiet zwischen Kolumbien und Panama. Er ist ein wichtiger Korridor für Flüchtlinge und Vertriebene, die versuchen, die Vereinigten Staaten zu erreichen. Gleichzeitig gilt der Darién-Dschungel als die gefährlichste Fluchtroute auf dem amerikanischen Kontinent.
Bandenkriminalität, Korruption und politische Instabilität stürzen Haiti immer wieder in schwere Krisen und zwingen Hunderttausende zur Flucht.
Vor 1951 waren die Städte im Kathmandu-Tal die einzigen Siedlungen, die über einige städtische Funktionen und Infrastruktur verfügten. Inzwischen befinden sich 22 Prozent der Einwohner*innen in Städten, etwa die Hälfte von ihnen wohnen in Slums.
Ärzte der Welt stellt Schutzkleidung für informelle Sammlerinnen bereit, die unter prekären Bedingungen und ohne passende Schutzkleidung Abfälle entsorgen. Diese Schutzkleidung hilft, Krankheiten und Verletzungen zu verhindern und verbessert den sozialen Status der Arbeiter*innen. In ländlichen Gebieten wie Nepalgunj kommen Kleinbäuer*innen täglich mit toxischen Pestiziden in Kontakt. Ärzte der Welt unterstützt durch Aufklärung und Bereitstellung von Schutzkleidung, um die Gesundheit der Kleinbäuer*innen zu schützen.
Die Urbanisierung wird von einer ineffektiven Städteplanung sowie einer schwachen Infrastruktur beeinträchtigt. Die Hauptstadt Kathmandu hat daher Nachhaltigkeitsinitiativen zum Schutz ihrer Umwelt und Kultur etabliert. Ziel ist es, eine Entwicklungspolitik zu fördern, die Umweltschutz, Wirtschaftswachstum und Stadtentwicklung berücksichtigt. Kathmandu hofft, zum Bewusstseinswandel beizutragen und ein Vorbild für Städte in der Region zu sein. Ärzte der Welt beteiligt sich an solchen Projekten und unterstützt regionale Partner bei ihrer Umsetzung.
Nothilfe zielt darauf ab, Menschen, die etwa von Naturkatastrophen, Krieg oder Epidemien betroffen sind, das kurz- und mittelfristige Überleben zu sichern. Humanitäre Nothilfe beinhaltet beispielsweise die Lieferung von Nahrung, Medikamenten, Zelten oder Präventionsmaßnahmen gegen die Ausbreitung von Krankheiten. Nothilfe bezieht sich meist auf einen Zeitraum von bis zu drei Jahren und kann eine Vorstufe der Entwicklungszusammenarbeit sein. Die Übergänge sind hierbei fließend. Erfahren Sie mehr über unsere Nothilfeprojekte hier (/hilfsprojekte/nothilfe)
Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist eine sehr häufige, angeborene Fehlbildung. Bei den Betroffenen sind Oberlippe, Oberkiefer und Gaumen teilweise oder komplett von einem Spalt durchzogen. Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte behindert oftmals die Atmung und Nahrungsaufnahme.
Advocacy bedeutet „anwaltschaftliche Arbeit“. Das bedeutet, dass wir für die Verwirklichung der Rechte unserer Patient*innen gegenüber Regierung und Behörden eintreten. Wir setzen uns also nicht für unsere eigenen Interessen ein, sondern stellvertretend für die Menschen, die nicht gehört werden.
Unter sozialen Determinanten von Gesundheit werden nicht-medizinische Faktoren verstanden, die Einfluss auf die Gesundheit haben. Die WHO definiert sie als die Umstände, in denen Menschen geboren werden, aufwachsen, arbeiten, leben und altern. Das Konzept der sozialen Determinanten von Gesundheit betont, dass nicht nur das eigene Gesundheitsverhalten ausschlaggebend ist, sondern die Lebensumstände Gesundheit maßgeblich beeinflussen. Es werden also die strukturellen Ursachen von Problemen in den Blick genommen, die häufig politische Lösungen erfordern.
Obwohl in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht gilt, gibt es Menschen, die nicht versichert sind und somit keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben. Welche Personen das betrifft, wie es dazu kommt und was Ärzte der Welt dagegen tut, können Sie auf unserer Projektseite Deutschland nachlesen.
Entwicklungszusammenarbeit, früher auch als Entwicklungshilfe bezeichnet, ist das gemeinsame Bemühen von Ländern aus dem globalen Süden und dem globalen Norden, Unterschiede in der sozioökonomischen Entwicklung und in den allgemeinen Lebensbedingungen dauerhaft und nachhaltig abzubauen sowie für eine möglichst große Anzahl der Menschen stetig zu verbessern. Grundprinzip dieser Zusammenarbeit im Sinne einer globalen Entwicklung ist die sogenannte Hilfe zur Selbsthilfe. Entwicklungszusammenarbeit dient nicht der kurzfristigen Hilfe, sondern ist auf mehrere Jahre angelegt.
Die Gründe sind vielfältig: Viele deutsche Patient*innen arbeiten als Selbstständige und sind privat versichert. Ist ihr Einkommen zu gering, können sie die Beiträge oft nicht mehr zahlen und verschulden sich. Bei hohen Schulden übernimmt die Krankenversicherung nur noch im Notfall die Kosten für medizinische Behandlungen.
Auch Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus haben meist keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem. Häufig meiden sie den Arztbesuch, weil sie zuvor einen Krankenschein beim Sozialamt beantragen müssten. Dieses ist jedoch verpflichtet, die betreffende Person der Ausländerbehörde zu melden – woraufhin die Abschiebung droht.
Außerdem sind erwerbslose EU-Bürger*innen, die seit weniger als fünf Jahren in Deutschland leben, laut Gesetz von der Sozial- und Krankenversicherung ausgeschlossen.
Offiziell sind etwa 61.000 Menschen nicht versichert. Die Dunkelziffer der Betroffenen liegt jedoch weitaus höher, denn Personen ohne geregelten Aufenthaltsstatus oder Wohnungslose ohne Meldeadresse werden statistisch nicht erfasst.
Ärzte der Welt geht von mehreren hunderttausend Menschen aus, die keine Krankenversicherung oder einen nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem haben.
Laut Asylbewerberleistungsgesetz haben Asylbewerber*innen Anspruch auf Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände, auf Impfungen sowie Schwangerschaftsvorsorge, Geburtsheilkunde und U-Untersuchungen für Kinder. Versorgungslücken und Bürokratie verhindern jedoch, dass viele Geflüchtete und Asylsuchende in eine reguläre Arztpraxis gehen können. Zum Beispiel entscheidet in vielen Bundesländern nicht die Arztpraxis, wie akut eine Erkrankung ist, sondern eine Behörde. Dort brauchen Asylsuchende außerhalb eines Notfalls erst einmal einen Behandlungsschein vom Sozialamt, mit dem sie dann in die ärztliche Praxis gehen dürfen.