Frauen und ausgegrenzte Gruppen im Fokus
Afghanistan blickt auf über vier Jahrzehnte von Krieg, Vertreibung und humanitären Krisen zurück. Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 hat sich die Lage für die Bevölkerung insgesamt deutlich verschärft. Frauen und Mädchen sind davon besonders hart getroffen. Ihre weitgehende Ausgrenzung aus nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens – von Bildung über Arbeit bis hin zur Gesundheitsversorgung – ist nicht nur ein Ausdruck sozialer Ungleichheit, sondern entwickelt sich zunehmend zu einer gesundheitlichen Notlage.
Laut UN sind fast 23 Millionen Menschen in Afghanistan – also nahezu die Hälfte der Bevölkerung – auf humanitäre Hilfe angewiesen. In diesem hochgradig eingeschränkten und politisierten Umfeld bleibt der kontinuierliche Zugang zu medizinischer Grundversorgung – insbesondere für Frauen und besonders gefährdete Gruppen – eine zentrale Herausforderung. Ohne strukturelle Veränderungen und anhaltende internationale Unterstützung droht dem Gesundheitssystem ein vollständiger Zusammenbruch – und afghanischen Frauen eine Zukunft ohne medizinische Versorgung.
Frauenrechte unter Druck
Besonders alarmierend ist das Verbot von weiterführender und universitärer Bildung für Mädchen – das Verbot betrifft seit November 2024 auch medizinische und paramedizinische Ausbildungen. In absehbarer Zeit wird es somit kaum noch weibliches Gesundheitspersonal geben. Dabei ist es aus kulturellen Gründen für afghanische Frauen meist nur möglich, sich von Frauen behandeln zu lassen. Millionen afghanische Frauen haben also faktisch keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Und das in einem ohnehin schon dramatischen gesundheitlichen Kontext, mit einer der höchsten Sterblichkeitsraten von Müttern und Säuglingen weltweit.
Ein Gesundheitssystem am Limit
Zwar dürfen Frauen offiziell weiterhin im Gesundheits- und Bildungswesen arbeiten, doch ihr Zugang zum Arbeitsmarkt, insbesondere bei internationalen NGOs und UN-Organisationen, ist massiv eingeschränkt. Die meisten Organisationen setzen sich jedoch weiterhin aktiv dafür ein, weibliches Personal zu beschäftigen, um eine gendergerechte Versorgung sicherzustellen und Frauen und ihren Kinder helfen zu können.
Das Gesundheitssystem Afghanistans ist chronisch unterfinanziert und in hohem Maße von internationalen Geldgebern abhängig. Es wird maßgeblich über NGOs betrieben.
Ärzte der Welt konzentriert sich auf besonders benachteiligte Bevölkerungsgruppen, darunter drogengebrauchende Menschen und Bewohner*innen aus Regionen ohne stabile Gesundheitsinfrastruktur.
Die Versorgung mit Medikamenten ist trotz bestehender Importmöglichkeiten fragil. Zwar können internationale NGOs weiterhin Medikamente einführen, das Verfahren ist jedoch mit zahlreichen bürokratischen Hürden verbunden. Darüber hinaus sind bestimmte Medikamente vom Import ausgeschlossen und müssen auf dem lokalen Markt beschafft werden, wo es jedoch häufig an verlässlicher Qualität und ausreichender Verfügbarkeit mangelt.
Verbote gemeindebasierter Aktivitäten erschweren den Zugang zu psychosozialer Unterstützung erheblich. Ärzte der Welt hat sich an die Gegebenheiten angepasst und führt nun Sensibilisierungsmaßnahmen in den Wartebereichen der Gesundheitseinrichtungen durch. Dort sprechen die Teams darüber, wie wichtig eine psychosoziale Versorgung für die mentale Gesundheit ist und was man tun kann, wenn man unter psychischen Beschwerden leidet. Doch auch diese Angebote stehen unter Beobachtung durch die Behörden. Die Arbeit von Berater*innen im Bereich der psychologischen und sozialen Unterstützung (MHPSS) ist regelmäßig von staatlicher Kontrolle und inhaltlichen Einschränkungen betroffen.
Wie die Teams von Ärzte der Welt in Afghanistan helfen

Technische Supervision & Fortbildungen gemeinsam mit lokalen Gesundheitsbehörden
1 Kreiskrankenhaus in der Hauptstadt Kabul
2 Gesundheitszentren in Kabul
Seit September 2024 zusätzlich 2 Basisgesundheitszentren in der Region Wardak
Verbesserung von Infrastruktur, Hygiene, medizinischer Ausstattung und Medikamentenversorgung

Schwangerenvorsorge, postnatale Betreuung, Familienplanung
Ernährungsscreening von Kindern unter 5 Jahren sowie schwangeren und stillenden Frauen
Beratungen zu Themen wie Angst, familiäre Probleme, erlebte Gewalt – unter starker Beobachtung durch die Taliban
Informationssitzungen zu Themen wie Gesundheit, Hygiene, Ernährung und psychischem Wohlbefinden
Schulungen von medizinischem Personal in psychologischer erster Hilfe
Bisher haben wir:
- über 138.000 Konsultationen durchgeführt
- mehr als 8.400 Entbindungen betreut
- Über 155.000 Menschen durch regelmäßige Mini-Workshops in Wartebereichen erreicht
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