Abschreckungspolitik
Trotz der europäischen Versuche, die Einwanderung zu begrenzen, steigt die Zahl der Geflüchteten in Griechenland seit einigen Jahren erneut an. Die Reaktion der griechischen Regierung ist eine noch restriktivere Flüchtlingspolitik. In den Unterkünften auf den griechischen Inseln sind Geflüchtete in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Strenge Sicherheitskontrollen, kontinuierliche Überwachung und Repressionen sind hier Routine. Hohe, mit Stacheldraht gesäumte Zäune sowie eine starke Präsenz von Polizei und Sicherheitspersonal erinnern eher an Haftanstalten als an humanitäre Schutzräume und Hilfe. Elektrizität und heißes Wasser fallen oft kurzfristig aus, im Winter sind die Bewohner*innen Wind und eisiger Kälte ausgesetzt. Kaputte Sanitäranlagen sorgen für Hygieneprobleme.
„Mehr als 60 Prozent der Campbewohner*innen kommen aus Afghanistan. Sie sind vor den Taliban und der Unterdrückung von Frauen und Kindern geflohen. Die Tatsache, dass die Menschen unter diesen Bedingungen in Europa ausharren, ist nicht weniger als ein Skandal.“
Michel Genet, Geschäftsführer von Ärzte der Welt Belgien
Trotz permanenter Überwachung und Kontrolle sind die Flüchtlingscamps keineswegs sichere Orte – vor allem nicht für Frauen und Kinder. Sie können sich kaum vor Übergriffen schützen und haben keine Privatsphäre, um sich zu waschen oder zu stillen. Es fehlen wichtige Produkte wie Babymilch, Bettwäsche und Windeln.
Unsere Hilfe für geflüchtete Frauen und Kinder
Wir unterstützen Geflüchtete auf den griechischen Inseln und auf dem Festland. Unsere Projekte konzentrieren sich vor allem auf die Versorgung von Frauen und Kindern in Flüchtlingsunterkünften. Im Camp Mavrovouni auf Lesbos ist Ärzte der Welt die einzige humanitäre Organisation, die weiterhin Behandlungen im Bereich Pädiatrie, Familienplanung und Sexualität bereitstellt. 30 Prozent unserer Patient*innen sind minderjährig.
- Unser Team (bestehend aus einer Gynäkologin und einer Hebamme) bietet an drei Tagen in der Woche Untersuchungen, Behandlungen und Beratungen für Schwangere im Flüchtlingscamp Mavrovouni an.
- Unsere Schwangerenvorsorge umfasst Information, psychosoziale Unterstützung, klinische Screenings sowie Sozialberatung.
- Wir bieten an fünf Tagen in der Woche pädiatrische Behandlungen an, einschließlich Impfungen und Erstuntersuchungen von Babys.
- In kritischen Fällen, wenn eine sofortige Behandlung erforderlich ist, können wir unsere Patient*innen an private Einrichtungen überweisen und so helfen.
- Wir führen Standarduntersuchungen wie HPV-Prävention und Schnelltests für sexuell übertragbare Krankheiten durch.
Des weiteren organisieren wir:
- Workshops für Frauen mit Informationen zum Stillen, Familienplanung und Geburt
- Bildungs- und Sensibilisierungskampagnen zum Thema sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt
- Informationsveranstaltungen in Kleingruppen zur Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten

Unsere Vision
Unsere Vision ist eine Welt, in der alle Menschen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben: eine Welt, in der Gesundheit als ein fundamentales Recht für alle anerkannt ist.
„Menschen haben ein Recht auf medizinische und psychologische Versorgung, und Ärzte der Welt setzt sich dafür ein. Es fühlt sich richtig an, Teil von etwas zu sein, das Gutes bewirkt.“
Isabel Andersson, Dauerspenderin
Was wir 2024 im Camp Mavrovouni erreicht haben
Behandlung von 2.548 Patient*innen
Zusätzlich 1.577 Impfungen, einschließlich 585 Impfungen bei 89 Kindern.
49 Infover-anstaltungen
zu sexueller und reproduktiver Gesundheit sowie geschlechtsspezifischer Gewalt.
1.858 Beratungen
zu gesundheitlichen Fragen rund um Sexualität, Schwangerschaft und Geburt, zusätzlich die Durchführung von 18 Schnelltests s für sexuell übertragbare Krankheiten
Griechenland
Risikoschwangerschaft im Camp für Geflüchtete

Im September 2024 besuchte die schwangere Haben Tesfay*aus Eritrea unsere Frauenklinik im Flüchtlingscamp Mavrovouni. Sie erwartete Zwillinge und befand sich bereits in der 26. Schwangerschaftswoche. Sofort war klar: die Patientin sollte unbedingt an ein spezialisiertes Krankenhaus überwiesen werden, wo ihre Risikoschwangerschaft eng betreut werden kann. Ärzte der Welt kümmerte sich unverzüglich um ihre Überweisung und kooperierte mit den örtlichen Behörden, um ein Verfahren für eine schnelle und sichere Verlegung einzuleiten. Unsere Kolleg*innen unterstützten die Patientin bei der Beschaffung der erforderlichen Bescheinigungen, koordinierten die Sprachmittlung und organisierten eine Begleitperson für ihre Krankenhausbesuche.
Haben Tesafy, Eritrea
*Name geändert. Foto: Symbolbild
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Unsere Antworten auf Ihre häufigsten Fragen
Auf den griechischen Inseln Lesvos, Chios, Samos, Kos und Leros wurden sogenannte “kontrollierte Einrichtungen mit geschlossenem Zugang” (Closed-Control Access Centres oder CCAC) errichtet, in denen Geflüchtete untergebracht werden. Hier leben viele Menschen auf engstem Raum und unter gefängnisartigen, oft gesundheitsgefährdenden Bedingungen.
Schätzungen des Flüchtlingskommissariats der UN zufolge erreichten im Jahr 2024 etwa 62.000 Geflüchtete Griechenland. Fast 90% kamen über den Seeweg.
Die Geflüchteten in Griechenland stammen vorwiegend aus Syrien (38.9%), Afghanistan (21.6%), Ägypten (12.4%), Iraq (11.8%) und Somalia (11%). (Quelle: UNHCR).
Aktuelles aus Griechenland

















