
Unsere Hilfe
Deutschland
In Deutschland sind Hunderttausende Menschen nicht oder nur unzureichend krankenversichert. Darunter befinden sich Bürger*innen aus Deutschland und der EU, Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus oder Migrant*innen. Aber auch regulär Versicherte, wie etwa Wohnungslose, haben oft Schwierigkeiten, die gesundheitliche Versorgung zu bekommen, die sie brauchen. Bürokratische Probleme, Erfahrungen von Diskriminierung und Sprachschwierigkeiten hindern sie daran, Hilfe in einer Arztpraxis oder einem Krankenhaus zu suchen.
Warum sind so viele Menschen in Deutschland nicht krankenversichert? Erfahren Sie mehr in den häufig gestellten Fragen.
Hohe Dunkelziffer bei Nicht-Versicherten
Ärzte der Welt schätzt, dass mehrere hunderttausend Menschen in Deutschland nicht oder nicht ausreichend krankenversichert sind. Laut Statistischem Bundesamt sind es “nur” etwa 61.000. Doch viele Betroffene erfasst die reguläre Statistik nicht – zum Beispiel Personen ohne geregelten Aufenthaltsstatus oder Wohnungslose ohne Meldeadresse. Die Dunkelziffer liegt daher weitaus höher.
Wie wir helfen
Wir setzen uns für Menschen ein, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem haben. Sie können also nicht ohne Weiteres zum Arzt*zur Ärztin oder ins Krankenhaus gehen, wenn sie gesundheitliche Probleme oder Beschwerden haben oder etwa bei einer chronischen Krankheit regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen. Auch für nicht-versicherte Schwangere stellt dieser fehlende Zugang ein großes Problem dar.
In unseren Praxen und Behandlungsbussen in München, Berlin, Stuttgart, Hamburg und Magdeburg bieten wir ihnen kostenlose medizinische Hilfe und psychologische Begleitung an. Auf Wunsch auch anonym.
Unser Ziel ist es, dass Menschen ohne Versicherungsschutz (wieder) in eine Krankenkasse aufgenommen werden. Deshalb beraten wir auch in sozialrechtlichen Fragen.
Unser Angebot in unseren Anlaufstellen
- Allgemeinmedizinische Sprechstunden
- Sprechstunden für Frauen und Kinder
- Sprechstunden für chronisch und psychisch Erkrankte
- Zahnärztliche Sprechstunden
- Mobile Einsätze mit dem Behandlungsbus in München und Stuttgart
- Sozialrechtliche Beratungen, um eine (Wieder-)Eingliederung ins reguläre Gesundheitssystem zu erreichen

Unsere Patient*innen
Fast alle unsere Patient*innen sind von Armut betroffen. Sie sind obdach- oder wohnungslos oder leben in Gemeinschaftsunterkünften. Viele arbeiten irregulär, ohne Arbeitsvertrag oder sind selbstständig. Eine Krankenversicherung können sich die meisten nicht leisten. Es sind Bürger*innen aus der EU und aus Deutschland, Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus und Migrant*innen.
- Über 2.000 Menschen behandeln wir jährlich in unseren fünf Anlaufstellen in Deutschland
- 85 % der Patient*innen sind nicht krankenversichert
- 99 % der Patient*innen sind von Armut betroffen
- Erhöhter Blutdruck und Atemwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen
Geschichten
Erfahren Sie in folgenden Geschichten, was unsere Patient*innen erlebt haben und warum sie die Hilfe von Ärzte der Welt in Anspruch genommen haben.
Ihre Unterstützung – was Sie jetzt tun können
Gesellschaft verändern: Unsere politische Arbeit
Für die Anliegen unserer Patient*innen setzen wir uns auch politisch ein. Wir informieren die Öffentlichkeit über Missstände, initiieren Kampagnen und fordern politische Entscheider*innen zum Handeln auf.
Unser Ziel ist, dass alle in Deutschland lebenden Menschen ihr Recht auf umfassende Gesundheitsversorgung wahrnehmen können.
Gesundheitsreport
Ärzte der Welt veröffentlicht jedes Jahr einen Gesundheitsreport – eine der wenigen Quellen zum Thema Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland. In ihm finden sich unter anderem demografische Daten sowie Informationen zur Lebenssituation der Patient*innen und weshalb eine medizinische Behandlung nötig war.
Zudem geben wir in dem Bericht Empfehlungen, welche politischen Maßnahmen den Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessern können.
Aktuelle Positionen und Initiativen
Unsere Teams suchen Sie
Fast 300 Ehrenamtliche engagieren sich aktuell in unseren Anlaufstellen in München und Berlin, Hamburg, Stuttgart und Magdeburg: als Ärzt*innen oder Medizinstudierende, als Patientenbetreuer*innen oder Dolmetscher*innen.
Haben auch Sie Lust und Zeit, ehrenamtlich bei Ärzte der Welt mitzuarbeiten? Wir freuen uns besonders über Mediziner*innen aller Fachrichtungen, Menschen mit Fremdsprachenkenntnissen und mit Qualifikationen aus dem sozialpädagogischen Bereich.
Filmemacher Mike A. Yousaf hat ehrenamtliche Ärztinnen und Patient*innen mit der Kamera begleitet. Sein Kurzfilm “Engagiert” gibt spannende und berührende Einblicke in die Arbeit von Ärzte der Welt:
Aktuelles aus Deutschland
Häufige Fragen zu unsere Hilfe in Deutschland
Die Gründe sind vielfältig: Viele deutsche Patient*innen arbeiten als Selbstständige und sind privat versichert. Ist ihr Einkommen zu gering, können sie die Beiträge oft nicht mehr zahlen und verschulden sich. Bei hohen Schulden übernimmt die Krankenversicherung nur noch im Notfall die Kosten für medizinische Behandlungen.
Auch Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus haben meist keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem. Häufig meiden sie den Arztbesuch, weil sie zuvor einen Krankenschein beim Sozialamt beantragen müssten. Dieses ist jedoch verpflichtet, die betreffende Person der Ausländerbehörde zu melden – woraufhin die Abschiebung droht.
Außerdem sind erwerbslose EU-Bürger*innen, die seit weniger als fünf Jahren in Deutschland leben, laut Gesetz von der Sozial- und Krankenversicherung ausgeschlossen.
Offiziell sind etwa 61.000 Menschen nicht versichert. Die Dunkelziffer der Betroffenen liegt jedoch weitaus höher, denn Personen ohne geregelten Aufenthaltsstatus oder Wohnungslose ohne Meldeadresse werden statistisch nicht erfasst.
Ärzte der Welt geht von mehreren hunderttausend Menschen aus, die keine Krankenversicherung oder einen nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem haben.
Laut Asylbewerberleistungsgesetz haben Asylbewerber*innen Anspruch auf Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände, auf Impfungen sowie Schwangerschaftsvorsorge, Geburtsheilkunde und U-Untersuchungen für Kinder. Versorgungslücken und Bürokratie verhindern jedoch, dass viele Geflüchtete und Asylsuchende in eine reguläre Arztpraxis gehen können. Zum Beispiel entscheidet in vielen Bundesländern nicht die Arztpraxis, wie akut eine Erkrankung ist, sondern eine Behörde. Dort brauchen Asylsuchende außerhalb eines Notfalls erst einmal einen Behandlungsschein vom Sozialamt, mit dem sie dann in die ärztliche Praxis gehen dürfen.
Darunter versteht man die Behandlung gesundheitlicher Probleme und Beschwerden, wie sie in der Regel von Allgemeinmediziner*innen geleistet wird. Sie umfasst vor allem:
- die Behandlung von häufigen oder weniger schweren Erkrankungen wie Erkältungen, Verletzungen oder leichten Schmerzen,
- Vorsorgeuntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten, z.B. Blutdruckmessung oder Impfungen,
- Medikamentenversorgung bei häufigen Krankheiten wie Kopfschmerzen oder Allergien.
Regulär krankenversichert zu sein – dieses Ziel möchten wir für unsere Patient*innen erreichen. Deshalb beraten wir auch in sozialrechtlichen Fragen, um bei der (Wieder-)Eingliederung ins Gesundheitssystem zu unterstützen.
Enger Kooperationspartner sind dabei die kommunalen Clearingstellen. Sie beraten Betroffene ohne ausreichenden Versicherungsschutz und übernehmen zum Teil auch Kosten für dringende medizinische Behandlungen. Flächendeckend ist das Angebot an Clearingstellen in Deutschland jedoch noch nicht. Mehr Infos: anonymer-behandlungsschein.de
In den Teams arbeiten und Haupt- und Ehrenamtliche eng zusammen. Insgesamt sind in den open.med-Anlaufstellen 15 Mitarbeiter*innen hauptamtlich beschäftigt. Freiwillig engagieren sich über 160 Menschen. Darunter sind Ärzt*innen und Medizinstudierende, Patientenbetreuer*innen und Dolmetscher*innen. Die Zahlen zeigen: Ohne die Ehrenamtlichen wäre die Arbeit von Ärzte der Welt undenkbar!







