Palästinensische Gebiete: Ein kleines Mädchen sitzt auf einer Mauer und lacht, im Hintergrund sieht man Mauern und Stacheldraht, der Himmel ist strahlend blau. © Bruno Fert

Fragen zu Ärzte der Welt

Ärzte der Welt ist eine unabhängige internationale Freiwilligenbewegung, die im jeweils eigenen Land und im Ausland arbeitet. Wir engagieren uns weltweit für die medizinische Versorgung von benachteiligten Menschen. Politisch setzen wir uns dafür ein, dass das Menschenrecht auf einen bezahlbaren Zugang zu Gesundheitsversorgung verwirklicht wird. Um unsere Arbeit noch transparenter zu machen, möchten wir so wenig Fragen wie möglich unbeantwortet lassen.

Humanitäre Begrifflichkeiten

Darunter versteht man die Behandlung gesundheitlicher Probleme und Beschwerden, wie sie in der Regel von Allgemeinmediziner*innen geleistet wird. Sie umfasst vor allem:

  1. die Behandlung von häufigen oder weniger schweren Erkrankungen wie Erkältungen, Verletzungen oder leichten Schmerzen,
  2. Vorsorgeuntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten, z.B. Blutdruckmessung oder Impfungen,
  3. Medikamentenversorgung bei häufigen Krankheiten wie Kopfschmerzen oder Allergien.

Nothilfe zielt darauf ab, Menschen, die etwa von Naturkatastrophen, Krieg oder Epidemien betroffen sind, das kurz- und mittelfristige Überleben zu sichern. Humanitäre Nothilfe beinhaltet beispielsweise die Lieferung von Nahrung, Medikamenten, Zelten oder Präventionsmaßnahmen gegen die Ausbreitung von Krankheiten. Nothilfe bezieht sich meist auf einen Zeitraum von bis zu drei Jahren und kann eine Vorstufe der Entwicklungszusammenarbeit sein. Die Übergänge sind hierbei fließend. Erfahren Sie mehr über unsere Nothilfeprojekte hier.

Entwicklungszusammenarbeit, früher auch als Entwicklungshilfe bezeichnet, ist das gemeinsame Bemühen von Ländern aus dem globalen Süden und dem globalen Norden, Unterschiede in der sozioökonomischen Entwicklung und in den allgemeinen Lebensbedingungen dauerhaft und nachhaltig abzubauen sowie für eine möglichst große Anzahl der Menschen stetig zu verbessern. Grundprinzip dieser Zusammenarbeit im Sinne einer globalen Entwicklung ist die sogenannte Hilfe zur Selbsthilfe. Entwicklungszusammenarbeit dient nicht der kurzfristigen Hilfe, sondern ist auf mehrere Jahre angelegt.

Advocacy bedeutet „anwaltschaftliche Arbeit“. Das bedeutet, dass wir für die Verwirklichung der Rechte unserer Patient*innen gegenüber Regierung und Behörden eintreten. Wir setzen uns also nicht für unsere eigenen Interessen ein, sondern stellvertretend für die Menschen, die nicht gehört werden.

Eine „vergessene Krise” ist eine Notlage, die wenig Aufmerksamkeit in den Medien und der Öffentlichkeit erhält, obwohl sie schwerwiegende Auswirkungen auf die betroffenen Menschen hat. Beispiele hierfür sind die humanitären Katastrophen im Jemen, in Syrien und im Südsudan sowie die dramatische Lage der Rohingya in Myanmar und Bangladesch. Diese Krisen werden oft übersehen, weil sie in abgelegenen Gebieten stattfinden oder von anderen, bekannteren Katastrophen überschattet werden.

Internationale Arbeit

Menschen, die aufgrund von Verfolgung, gewaltsamen Konfliten oder Naturkatastrophen innerhalb ihres Landes fliehen müssen, werden oft Binnengeflüchtete, Binnenflüchtlinge oder intern Vertriebene genannt. Der englische Ausdruck ist „internally displaced persons“, IDP.

In den letzten Jahren haben wir in Ländern wie dem Jemen, den palästinensischen Gebieten oder der Zentralafrikanischen Republik wiederholt Angriffe auf medizinische Einrichtungen, Rettungsfahrzeuge und Zufluchtsorte für Geflüchtete erlebt. Diese Kriegsverbrechen verurteilen wir aufs Schärfste und fordern die strikte Einhaltung des internationalen humanitären Rechts.

Unsere Arbeit in Konfliktgebieten basiert auf den Prinzipien der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit. Unsere Teams arbeiten mit lokalen Akteuren zusammen, um die Nachhaltigkeit der Aktivitäten und die Sicherheit von Patient*innen und Mitarbeitenden zu gewährleisten, wobei sich die geleistete Hilfe ausschließlich nach den medizinischen Bedarf richtet – ohne Diskriminierung und ohne Partei zu ergreifen.

Projekte auf der ganzen Welt werden mit deutscher Unterstützung finanziert. Unsere Auslandsprojekte werden durch institutionelle Geldgeber*innen sowie private Spender*innen unterstützt. Detaillierte Informationen können unserem Finanzbericht entnommen werden.

Arbeit im Inland

Regulär krankenversichert zu sein – dieses Ziel möchten wir für unsere Patient*innen erreichen. Deshalb beraten wir auch in sozialrechtlichen Fragen, um bei der (Wieder-)Eingliederung ins Gesundheitssystem zu unterstützen.

Enger Kooperationspartner sind dabei die kommunalen Clearingstellen. Sie beraten Betroffene ohne ausreichenden Versicherungsschutz und übernehmen zum Teil auch Kosten für dringende medizinische Behandlungen. Flächendeckend ist das Angebot an Clearingstellen in Deutschland jedoch noch nicht. Mehr Infos: anonymer-behandlungsschein.de

Die Gründe sind vielfältig: Viele deutsche Patient*innen arbeiten als Selbstständige und sind privat versichert. Ist ihr Einkommen zu gering, können sie die Beiträge oft nicht mehr zahlen und verschulden sich. Bei hohen Schulden übernimmt die Krankenversicherung nur noch im Notfall die Kosten für medizinische Behandlungen.

Auch Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus haben meist keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum Gesundheitssystem. Häufig meiden sie den Arztbesuch, weil sie zuvor einen Krankenschein beim Sozialamt beantragen müssten. Dieses ist jedoch verpflichtet, die betreffende Person der Ausländerbehörde zu melden – woraufhin die Abschiebung droht.

Außerdem sind erwerbslose EU-Bürger*innen, die seit weniger als fünf Jahren in Deutschland leben, laut Gesetz von der Sozial- und Krankenversicherung ausgeschlossen.

In den Teams arbeiten und Haupt- und Ehrenamtliche eng zusammen. Insgesamt sind in den open.med-Anlaufstellen 15 Mitarbeiter*innen hauptamtlich beschäftigt. Freiwillig engagieren sich über 160 Menschen. Darunter sind Ärzt*innen und Medizinstudierende, Patientenbetreuer*innen und Dolmetscher*innen. Die Zahlen zeigen: Ohne die Ehrenamtlichen wäre die Arbeit von Ärzte der Welt undenkbar!

Ärzte der Welt unterstützt Geflüchtete mit kostenloser medizinischer, psychologischer und sozialer Hilfe, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. In unseren open.med Gesundheitszentren und durch den Einsatz mobiler Teams bieten wir sowohl national, wie international medizinische Behandlungen an. Dazu gehören auch Angebote zur psychosozialen Unterstützung und die Anbindung der betroffenen Personen an das Gesundheitssystem.

Zusätzlich bilden wir mit unserem Projekt Reach.out Plus Geflüchtete zu sogenannten Multiplikator*innen aus, die dann ihr erlerntes Wissen an ihre Communities weitergeben. Sie informieren andere Geflüchtete beispielsweise über gesundheitliche Themen, begleiten sie zu Terminen und stärken ihr Selbstvertrauen. So fördern wir langfristig die medizinische Integration von Geflüchteten.

Viele geflüchtete Frauen und Migrant*innen erleben Gewalt. Das Ärzte der Welt-Projekt reach.out hilft ihnen, ihre Rechte in Deutschland kennenlernen und passende Hilfe zu finden. Falls Sie selbst betroffen sind, melden Sie sich gerne bei uns unter +49 1578 5040294.