Ein gescheiterter Staat
Seit seiner Unabhängigkeitserklärung im Jahr 2011 kommt Südsudan, der jüngste souveräne Staat der Welt, nicht zur Ruhe. Bereits zwei Jahre nach seiner Unabhängigkeit brach ein erbitterter Bürgerkrieg aus. Seither ringt Südsudan um Stabilität und Frieden – und gilt inzwischen als ein gescheiterter Staat.
Die humanitären Folgen sind katastrophal. Beide Seiten des Konflikts haben ihre Streitkräfte kaum unter Kontrolle und begehen schwerwiegende Kriegsverbrechen: Vertreibungen, Plünderungen, Zerstörung von zivilem Eigentum, willkürliche Verhaftungen, körperliche Züchtigungen und Folter, Vergewaltigungen und Hinrichtungen.
Wie die Teams von Ärzte der Welt im Südsudan helfen
Mutter-Kind-Versorgung
Seit 2017 unterstützen wir das staatliche Krankenhaus von Bor sowie drei weitere Einrichtungen im Bundesstaat Jonglei. Im Fokus unseres Einsatzes stehen Projekte zur Verringerung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit. Wir führen Maßnahmen zur Prävention von Infektionskrankheiten durch, beispielsweise indem wir Mütter und ihre Kinder impfen. Wir behandeln schwere Unterernährung und hungerbedingte Komplikationen bei Babys und Kindern.
Krisenintervention
Wir behandeln Patient*innen, die unmittelbar von den Konflikten betroffen sind und durch die Kampfhandlungen oder auf der Flucht verletzt wurden. Wir kümmern uns um die Opfer von sexualisierter Gewalt und bieten psychosoziale Unterstützung. Unsere Krisenintervention konzentriert sich hauptsächlich auf den Bundesstaat Jonglei, der besonders von den Kampfhandlungen betroffen ist. 2017 haben wir ein Koordinierungsbüro in der Provinzhauptstadt Bor eröffnet und sind die erste Organisation, die Programme zur psychiatrischen und psychosozialen Unterstützung in der Provinz anbietet. 2019 haben wir unseren Einsatzbereich auf die Distrikte Twic East und Duk erweitert.
Kapazitätsaufbau
Wir kooperieren eng mit staatlichen Behörden, um die Kapazitäten der bestehenden Infrastruktur zu stärken – beispielsweise indem wir Krankenhäuser und sanitäre Einrichtungen sanieren. Wir versorgen Krankenhäuser mit wichtigen Medikamenten und medizinischem Material und stehen ihnen mit fachlicher Unterstützung, Supervision und Schulungen zur Seite.
Folgen der Kämpfe
Krankenhäuser werden oft zur Zielscheibe der Kampfhandlungen und sind kaum funktionsfähig. Viele Menschen können keine medizinische Hilfe erhalten, erliegen ihren konfliktbedingten Verletzungen oder sterben an heilbaren Krankheiten. Epidemien wie Cholera, Malaria und hämorrhagisches Fieber verbreiten sich unkontrolliert und werden durch Impfstoffknappheit verschärft. Die bewaffneten Konflikte und klimabedingte Trockenperioden führen immer wieder zu Hungerkrisen, die humanitäre Hilfe erfordern. Kinder sterben an Unterernährung, Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt.
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Unsere Antworten auf Ihre häufigsten Fragen
Im Jahr 2013 haben interne Machtkämpfe und Rivalitäten zwischen Präsident Kiir und Vize Machar einen Bürgerkrieg herbeigeführt. Kiir (von der Ethnie der Dinka) beschuldigte seinen Vizepräsidenten (von der Ethnie der Nuer), einen Putsch zu planen und setzte ihn in seiner Villa fest. So begannen die Kämpfe zwischen internen Fraktionen des Militärs, die (entsprechend ihrer eigenen ethnischen Zugehörigkeit) entweder für Kiir oder Machar kämpften. Infolge von erfolgreichen Friedensverhandlungen konnten die verfeindeten Politiker 2018 eine Übergangsregierung formen. Kurz vor den Wahlen im März 2025 wiederholte sich jedoch das Szenario: Ein Konvoi schwer bewaffneter Soldaten stürmte die Villa des Vizepräsidenten und stellte ihn unter Hausarrest. Kurze Zeit später kam es schon zu ersten Schusswechseln. Somit steht Südsudan wieder am Rande eines Bürgerkriegs.
Die Hungerkrise im Südsudan verschärft sich kontinuierlich. Die Hälfte der Bevölkerung war 2024 von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen, insbesondere Frauen und Kinder (IPC Phase 3 oder höher). Prognosen des IPC-Berichts zufolge werden zwischen April und Juni 2025 etwa 7.7 Millionen Menschen von Hunger betroffen sein. 2.5 Millionen Menschen sind von extremem Hunger und bis zu 63.000 sogar vom Hungertod bedroht.
Seit Frühling 2023 kämpfen die sudanesischen Streitkräfte (SAF) von Präsident Al-Burhan und die Rapid Support Forces (RSF) seines früheren Stellvertreters gegeneinander. Schätzungen des UNHCR zufolge hat ihr Machtkampf etwa 12.5 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Humanitäre Hilfsorganisationen sprechen von einer der schwersten Vertreibungskrisen der Welt. Die ohnehin schon kritische Situation hat sich so zugespitzt, dass es sich inzwischen um eine der größten humanitären Katastrophen weltweit handelt. Im Vertriebenencamp Samsam hat das IPC Famine Review Committee die Ernährungskrise als Hungersnot eingestuft.
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