Die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt auf 72.000 gestiegen. In Wirklichkeit liegt die Zahl jedoch deutlich höher.
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Alle vier Jahre erhebt das Statistische Bundesamt im Mikrozensus Daten zu Menschen ohne Krankenversicherung. Ende Oktober 2025 wurden die Ergebnisse für 2023 veröffentlicht. Danach haben in Deutschland 72.000 Menschen keine Krankenversicherung und keinen anderweitigen Anspruch auf Krankenversorgung. Seit der letzten Erhebung ist diese Zahl um 11.000 gestiegen.
Weitere 198.000 Personen sagten bei der Umfrage zwar, dass sie keine Krankenversicherung haben, das Statistische Bundesamt geht aber aufgrund zusätzlicher Angaben davon aus, dass sie einen anderweitigen Anspruch auf medizinische Versorgung haben – zum Beispiel über das Asylbewerberleistungsgesetz oder die Sozialhilfe.
Ärzte der Welt geht davon aus, dass die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung in Wirklichkeit bei mehreren Hunderttausend liegt. Wir weisen seit Langem darauf hin, dass die Erhebung des Statistischen Bundesamts die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen ohne Krankenversicherung systematisch untererfasst. Denn befragt werden nur Personen mit einer Meldeadresse. Über 80 Prozent der Patient*innen, die in unsere Praxen für Menschen ohne Krankenversicherung kommen, sind wohnungslos und werden vom Mikrozensus daher nicht erfasst.
Warum Menschen nicht versichert sind
Seit 2009 besteht in Deutschland zwar eine gesetzliche Krankenversicherungspflicht. Viele Menschen können sich jedoch die Beiträge zur gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung nicht leisten. Bestehen Beitragsschulden, verlieren Versicherte, wenn sie sich nicht bei der Krankenkasse melden, ihre Mitgliedschaft. Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus sind in der Regel nicht krankenversichert. Und auch in Deutschland lebende Menschen aus anderen Ländern der EU dürfen unter bestimmten Umständen nicht Mitglied einer GKV werden.
Zusätzlich haben Hunderttausende nur eingeschränkten Anspruch auf medizinische Versorgung, darunter rund 513.000 Menschen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommen. Sie haben in der Regel nur im Fall von akuten Erkrankungen, bei Schmerzen und bei einer Schwangerschaft beziehungsweise Geburt Anspruch auf medizinische Versorgung. Alle anderen Leistungen müssen teils in langwierigen bürokratischen Verfahren beantragt werden. Das führt oft dazu, dass Krankheiten sich verschlimmern, chronisch werden oder ganz unbehandelt bleiben.
Ärzte der Welt fordert deshalb, die zahlreichen gesetzlichen und bürokratischen Barrieren zu beseitigen, die verhindern, dass Menschen hierzulande ausreichend versorgt werden. Denn jede*r hat ein Recht auf bestmögliche Gesundheit.



