Als Kind wollte er Tierarzt oder Koch werden. Doch nun leitet Fabian Kunze seit dem vergangenen Herbst die neue open.med-Praxis in Magdeburg. Im Interview erzählt er, wie es dazu kam.
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Fabian, Du kommst aus Magdeburg und hast dort an der Universität Sportwissenschaften mit dem Schwerpunkt Gesundheitssport studiert.
Das Thema Gesundheit fasziniert mich bis heute. Schon zu Schulzeiten habe ich sehr viel Fußball und Basketball in Vereinen gespielt. Und der Sport und der Kontakt zu anderen Menschen dabei haben mir immer gutgetan. Es war daher für mich naheliegend, Bewegung und Gesundheit zu kombinieren. Diese beiden Bereiche ließen sich in der Sportstadt Magdeburg gut vereinen.
Nach mehreren langen Auslandsreisen bin ich für mein Studium der Bewegungswissenschaft mit dem Schwerpunkt auf Gesundheitsforschung nach Hamburg gegangen. Zu dieser Zeit habe ich beim Hamburger Sportbund gearbeitet und das Präventionsprojekt „Rezept für Bewegung“ in Hamburg vertreten und unter Mediziner*innen bekannter gemacht.
Daneben hast Du noch freiberuflich gearbeitet.
Parallel war ich freiberuflich als Gesundheitsberater, vor allem im betrieblichen Gesundheitsmanagement und im Auftrag von Krankenkassen, unterwegs. In dieser Zeit habe ich mehr als tausend Personen beraten und gemerkt, wie sehr es mir gefällt, Menschen zu helfen. Ich mag es, anderen etwas mitzugeben und mein Wissen aus dem Gesundheitsbereich sinnvoll einzubringen.
Und Du hast auch an der Hochschule Magdeburg-Stendal gearbeitet?
Genau, ich war über drei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter in zwei Gesundheitskompetenzprojekten tätig. In diesen Projekten haben wir unter anderem Präventionsangebote umgesetzt und ehrenamtliche Multiplikator*innen, sogenannte Gesundheits(kompetenz)lots*innen, ausgebildet. Das Angebot richtete sich an Menschen im Ruhestand, Leiter*innen von Einrichtungen oder auch Mitarbeitende von Gesundheitsämtern. So habe ich viele Mitarbeitende von Gesundheitsorganisationen sowie sozialen und medizinischen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt kennengelernt.
Eine gute Vorbereitung auf Deine spätere Stelle als Projektleitung bei open.med Magdeburg.
Ja, die Summe an Erfahrungen hat mir das Gefühl gegeben, mich auf die Stelle bewerben und meine organisatorische, beratende und gesundheitliche Expertise unterstützend einbringen zu können.
Nun hattest Du früher immer mit Menschen zu tun, die krankenversichert sind. Bei open.med ist das häufig nicht der Fall. War das eine große Umstellung?
Der Zugang zu den Patient*innen ist gar nicht so unterschiedlich, weil ich meine Gegenüber so nehme, wie sie sind. Denn darum geht es für mich im Arbeitsalltag: Empathie für die jeweilige Person aufzubringen und Problemlösungen mit der Hilfe anderer, etwa in Partnerprojekten und bei anderen Angeboten, zu schaffen. Ich habe auf meinen Reisen viel Hilfsbereitschaft erfahren und übertrage das bis heute auf mein eigenes Leben.
Aber klar: Unsere Patient*innen sind in einer weit größeren Notlage und ihre akuten Probleme sind viel dringlicher als bei meiner früheren Arbeit, wo es vor allem um Prävention ging.
Was bedeutet es Dir, als Magdeburger Teil des Projekts zu sein?
Der Moment, wenn sich ein Kreis schließt, ist schon etwas Besonderes – etwa als das erste Baby, dessen Mutter wir im open.med Magdeburg beraten und unterstützt haben, in der Universitätsfrauenklinik zur Welt kam. In dieser Klinik bin ich auch geboren worden.
Es macht mich stolz und glücklich, dass man Menschen in teils ganz prekären Lebensumständen in unserem Projekt helfen kann. Ich durfte hier aufwachsen und hatte sicher mehr Glück als viele unserer Patient*innen. Nun kann ich diese Privilegien nutzen, um anderen zu helfen.
Das klingt, als würde dich deine Arbeit erfüllen.
Es gibt selbstverständlich auch in unserem Projekt immer mal wieder schlechte Nachrichten und Probleme, die nicht zur vollsten Zufriedenheit gelöst werden können. Aber die Arbeit bei Ärzte der Welt ermöglicht es, dass man auch viele bereichernde Momente hat, in denen es gelingt, Menschen erfolgreich zu unterstützen. Zusammen mit unseren ehrenamtlichen Mediziner*innen und dem wachsenden Netzwerk niedergelassener Ärzt*innen und anderer Einrichtungen schaffen wir es dann häufig, die Patient*innen zu versorgen. Das sind Glücksmomente, an denen ich mich wirklich erfreuen kann. Viele Personen und Organisationen in Magdeburg haben glücklicherweise die Motivation, gemeinsam mit uns etwas Positives zu bewegen und dafür bin ich sehr dankbar.


