Das Gesundheitssystem vor dem Kollaps
Haiti wird seit Jahren von extremen Umweltkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen, Wirtschaftskrisen, politischer Instabilität und bewaffneten Konflikten geplagt.
Politische Lage
Die öffentliche Ordnung ist infolge der Ermordung des Präsidenten komplett zusammengebrochen, die Bandenkriminalität hat einen Höhepunkt erreicht. Es herrscht Chaos: Inzwischen kontrollieren bewaffnete Gangs weite Teile der Hauptstadt Port-au-Prince sowie wichtige Infrastruktur. Die Banden bekämpfen sich gegenseitig, blockieren Straßen und terrorisieren die Bevölkerung. Immer wieder werden Haitianer*innen Opfer von Schießereien, Entführungen, Überfällen und Vergewaltigungen. Hunderttausende sehen sich zur Flucht gezwungen – ein Viertel von ihnen sind Kinder. Wegen der prekären Sicherheitssituation können Hilfsorganisationen die Bevölkerung jedoch kaum erreichen. Humanitäre Helfer*innen werden zunehmend sogar selbst zur Zielscheibe der Gewalt. Gleichzeitig ist die internationale Unterstützung völlig unzureichend, um der Schwere der humanitären Krise und dem Kollaps der Infrastruktur zu begegnen.
Naturkatastrophen und Gesundheitskrisen
Zusätzlich wird das Land regelmäßig von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen heimgesucht, die die ohnehin fragile Versorgungsstruktur weiter schwächen. In der Folge brechen immer wieder Epidemien aus – darunter auch Cholera. Der Bedarf an medizinischer Versorgung steigt stetig, doch die Ressourcen sind knapp und der Zugang zu Hilfe bleibt vielerorts versperrt.
Ihre Unterstützung – was Sie jetzt tun können
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Unser Einsatz
Ärzte der Welt ist seit fast 30 Jahren in Haiti aktiv und arbeitet eng mit regionalen Hilfsorganisationen zusammen. Unsere Projekte konzentrieren sich auf die Bereiche Gesundheit, geschlechtsspezifische Gewalt, Epidemiebekämpfung und Kapazitätsaufbau. Doch die eskalierende Gewalt bringt selbst unsere erfahrenen Teams an ihre Grenzen. Unser Einsatz ist zurzeit stark eingeschränkt und konzentriert sich hauptsächlich auf Port-au-Prince, wo wir versuchen, die Basisversorgung der Bevölkerung sicherzustellen und den humanitären Bedarf zu stillen.
Haiti
Dounia Boujahma – im Einsatz für Frauenrechte

Dounia Boujahma, Hebamme, koordiniert das Programm „sexuelle und reproduktive Gesundheit“ von Ärzte der Welt in Port-au-Prince. Das Ziel: Die Bevölkerung gemeinsam mit lokalen Organisationen zu Aids und Frauenrechten zu sensibilisieren. Ein weiteres Augenmerk sind unerwünschte Schwangerschaften und Gewalt gegenüber Frauen. Gemeinsam mit den Behörden setzen wir uns dafür ein, die Müttersterblichkeit bei Geburten zu reduzieren.
Foto: Symbolbild
Aktuelles aus Haiti
Unsere Antworten auf Ihre häufigsten Fragen
Schätzungen der Welthungerhilfe zufolge ist knapp die Hälfte der Bevölkerung unterernährt. 22 Prozent der Kinder unter 5 Jahren sind von chronischer Unterernährung betroffen.
Im Jahr 2010 wurde Haiti von einem schweren Erdbeben erschüttert. Hunderttausende starben, über die Hälfte der Krankenhäuser wurde schlagartig zerstört. Infolge des katastrophalen Erdbebens brach eine Choleraepidemie aus und forderte weitere Opfer. Obwohl die Situation inzwischen weitgehend unter Kontrolle ist, bleibt Cholera weiterhin eine Bedrohung. Im Südwesten der karibischen Insel bricht die Krankheit vor allem in der Regenzeit und in schwer erreichbaren Regionen immer wieder aus. Zuletzt verursachte ein Wirbelsturm im Oktober 2016 eine erneute Krankheitswelle.
Kinder in Haiti sind von Vertreibung, Hunger und Entführungen bedroht. Bewaffnete Banden rekrutieren Minderjährige als Kindersoldat*innen und zwingen sie zum Kämpfen. Mädchen sind zudem oft Opfer von sexuellen Übergriffen und Zwangsprostitution. Schätzungen von Unicef zufolge benötigen zwei von drei haitianischen Kindern humanitäre Hilfe.
Wegen chronischer Unterfinanzierung, Ressourcenknappheit, Plünderungen und fehlenden Personals sind die öffentlichen Krankenhäuser seit Jahren in ihrer Funktion eingeschränkt. Mit der Klimakrise kommt eine weitere enorme Herausforderung hinzu: Wiederkehrende Unwetterereignisse wie Hurrikane sowie Erdbeben beschädigen die Infrastruktur, schwächen die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung – und steigern den humanitären Bedarf.
Bandenkriminalität, Korruption und politische Instabilität stürzen Haiti immer wieder in schwere Krisen und zwingen Hunderttausende zur Flucht.








