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Vertreter von The Lancet, Ärzte der Welt und der Universität Gießen diskutieren in Berlin. Foto: Ärzte der Welt

Ärzte der Welt und The Lancet entkräften Mythen zu Migration und Gesundheit

Ärzte der Welt und The Lancet entkräften Mythen zu Migration und Gesundheit

 

Einwanderer sind im Durchschnitt gesünder als die Bevölkerung in den Aufnahmeländern, leiden jedoch häufig unter krankmachenden Barrieren, wenn sie medizinische Hilfe benötigen. Zwei in Berlin vorgestellte Berichte setzen Vorurteilen Fakten entgegen.

Am Welttag der allgemeinen Gesundheitsversorgung stellte die Lancet Kommission dort ihre Studie „The health of a world on the move“ vor. Ärzte der Welt präsentierte seinen Bericht „Verwehrtes Recht auf Gesundheit. Krank und ohne medizinische Versorgung in Deutschland". Das gemeinsame Ziel: der immer lauter werdenden populistischen Stimmungsmache wissenschaftliche Fakten entgegenzusetzen.

Denn Tatsache ist: Migrant(inn)en tragen insgesamt mehr zu Gesundheitssystemen bei als sie kosten. Ihnen eine angemessene Gesundheitsversorgung zu verweigern, verletzt nicht nur ihre Grundrechte, sondern kann auch zur Folge haben, dass Krankheiten zu Notfällen werden und damit zu höheren Kosten führen als wenn man sie von Anfang an behandelt hätte.

„Menschen Gesundheitsversorgung zu verweigern, wird sie nicht dazu bewegen, fortzugehen. Sie sind hier, also müssen sie ihre Menschenrechte hier wahrnehmen können“, sagte die Ärzte der Welt Referentin für Grundsatzfragen Johanna Offe bei der Podiumsdiskussion mit Vertreter/-innen der Weltgesundheitsorganisation und der Internationalen Organisation für Migration.

Carolin Bader von der Abteilung für Inlandsprojekte bei Ärzte der Welt ging in ihrem Vortrag auf die Reaktion des deutschen Gesundheitsministeriums auf eine Rüge des UN-Sozialausschusses ein. Der Ausschuss hatte der Bundesregierung in seinen im Oktober veröffentlichten Empfehlungen geraten, existierende Lücken in der Gesundheitsversorgung zu schließen, um der völkerrechtlich bindenden Pflicht zur Gewährleistung des Rechts auf Gesundheit Genüge zu tun. Vor allem bezogen auf Asylbewerber(inne)n, Menschen ohne geregelten Aufenthalt und Bürger/-innen anderer europäischer Ländern mahnte der Ausschuss Verbesserungsbedarf an. Von Medienvertretern darauf angesprochen hatte Minister Jens Spahn im November erschreckenderweise verlauten lassen: „Die Aussage der UN ist – zumindest bezogen auf Deutschland – nicht nachvollziehbar und entbehrt jeder Grundlage.“ Der Ärzte der Welt-Gesundheitsreport zeichnet ein völlig anderes Bild. Carolin Bader machte in ihrem Vortrag deutlich, welche Barrieren in der Praxis den Zugang zu notwendigen Leistungen verhindern. Hilfsorganisationen fungieren so als Lückenbüßer eines mangelhaften Systems.

Anlässlich der Vorstellung der Berichte wurde Ärzte der Welt-Referentin Johanna Offe eingeladen, die wesentlichen Empfehlungen auch Mitgliedern des Deutschen Bundestages vorzustellen. Gemeinsam mit zwei wissenschaftlichen Experten zeigte sie auf, dass die derzeitige Verweigerung von regulärer Gesundheitsversorgung humanitär nicht tragbar, teuer und menschenrechtswidrig ist. Weitere Gespräche mit den Abgeordneten sind geplant.

 

Die Veranstaltung wurde live über Facebook übertragen. Sie können sich die Aufzeichnung hier ansehen: https://www.facebook.com/aerztederwelt/videos/208478760085459/

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