von 5,2 Millionen Palästinenser*innen brauchen humanitäre Unterstützung
Palästinensische Gebiete
Palästinensiche Gebiete: Aktuelle Situation im Gazastreifen
Palästinensische Gebiete
Menschen haben psychosoziale Probleme oder leiden an psychischen Erkrankungen
der Bevölkerung im Gazastreifen ist unter 14 Jahre alt
Gaza - Leben unter israelischer Kontrolle
Als „Gefängnis unter freiem Himmel“ bezeichnen manche Bewohner*innen den Gazastreifen – denn Israel kontrolliert, wer ein und ausreisen darf. Auf nur 365 km2, also weniger als die Hälfte der Fläche Hamburgs, leben dort rund 2 Millionen Menschen, über die Hälfte von ihnen Kinder. In den mehr als zehn Jahren seit die Hamas mit Gewalt die Macht im Gazastreifen übernommen und Israel seine Blockade zu Land, See und Luft begonnen hat, hat sich die Situation kontinuierlich verschärft.
Es mangelt buchstäblich an allem: Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs. Es gibt Probleme mit der Stromversorgung sowie der Abwasser-Entsorgung und viele Menschen haben keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Auch medizinisches Fachpersonal ist rar und Möglichkeiten zur Weiterbildung sind kaum vorhanden. Viele Krankheiten, wie zum Beispiel Brustkrebs, können im Gazastreifen nicht mehr behandelt werden. Überweisungen nach Jerusalem oder Ägypten werden von den israelischen Behörden oft zu spät oder überhaupt nicht bewilligt. Dies kann für die Patient*innen tödlich enden.
Es mangelt an allem: Medikamenten, Nahrungsmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs
Die regelmäßigen Proteste am Grenzzaun zu Israel, der sogenannte Great March of Return, in denen die Demonstrierenden unter anderem die Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge in heute zu Israel gehörende Gebiete forderten, spitzten die Situation ab dem Frühjahr 2018 weiter zu. Die israelischen Sicherheitskräfte reagierten mit Waffengewalt und töteten und verletzten zahlreiche Menschen. Auch nachdem die Proteste Ende 2019 abgeebbt waren, blieben viele Palästinenser*innen mit dauerhaften Behinderungen und seelischen Traumata zurück.
News
Die Gewalt im Westjordanland ist in den vergangenen Wochen erneut eskaliert. Lesen Sie hier, wie wir die Menschen in dieser dramatischen Lage unterstützen.
Viele Palästinenser*innen im Westjordanland und in Gaza kämpfen aufgrund der andauernden Krisensituation mit psychosomatischen Symptomen und psychischen Krankheiten. Ärzte der Welt bildet medizinische Fachkräfte in den Gesundheitszentren mit sogenannten mhGAP-Schulungen fort, damit sie mit psychischen Leiden bei Patient*innen umgehen und Hilfsmöglichkeiten aufzeigen können. Unsere Kolleg*innen haben einige Beispiele aus der Praxis gesammelt.
Die angespannte Situation hinterlässt bei vielen Menschen im Gazastreifen und im Westjordanland deutliche Spuren in der mentalen Gesundheit. Seit Jahren setzt sich Ärzte der Welt in den palästinensischen Gebieten für die Verbesserung der psychischen Gesundheitsversorgung ein. Landeskoordinator Mahmoud Isleem spricht über Herausforderungen und Erfolge.
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende.
Westjordanland - Eine Atmosphäre der Gewalt
Die palästinensischen Bewohner*innen des Westjordanlands sind durch die israelische Besatzung mit vielfältigen bürokratischen Barrieren und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit konfrontiert. Das alltägliche Leben oder gar wirtschaftliches Wachstum wird dadurch massiv erschwert. Das gilt vor allem für die sogenannte Area C, die über 60 Prozent des Gebiets ausmacht. Für Palästinenser*innen ist es dort zum Beispiel kaum möglich, eine Baugenehmigung zu erhalten und die Zahl der palästinensischen Gebäude, die die israelischen Behörden abreißen lassen, ist in den Jahren 2017 bis 2020 stark gestiegen. Hunderte Menschen werden dadurch jedes Jahr aus ihren Häusern vertrieben.
Dazu sind viele Palästinenser*innen Angriffen durch radikale israelische Siedler*innen ausgesetzt – in Form von, Vandalismus, verbalen Einschüchterungsversuchen, Schlägen oder gar Schüssen. Die andauernde Konfliktsituation führt bei Betroffenen zu einer permanenten Anspannung und oft auch zu psychischen Erkrankungen bis hin zu Traumata.
Unsere Hilfe
Im Gazastreifen unterstützt Ärzte der Welt das medizinische Personal dabei, besser mit Notfällen umgehen zu können. Die Teams führen zum Beispiel Schulungen durch und richten in Krankenhäusern spezielle Zonen ein, in denen Triage durchgeführt werden kann. Triage bedeutet, dass Kranke und Verletzte je nach Schwere ihres Falles eingestuft und in der bestmöglichen Reihenfolge behandelt werden.
Daneben hat Ärzte der Welt in einem Krankenhaus eine psychologische Abteilung innerhalb der Notfallstation eingerichtet. Die Aufgabe des sechsköpfigen Psychologinnen-Teams ist, psychosoziale Bedarfe der Patient*innen zu identifizieren und sie wenn nötig weiter zu überweisen. Dabei achtet das Team besonders darauf, eine sichere Atmosphäre für Frauen zu schaffen und Betroffene geschlechtsbezogener Gewalt zu identifizieren und zu unterstützen.
Das Pilotprojekt war so erfolgreich, dass das örtliche Gesundheitsministerium es als Vorbild für andere Kliniken heranziehen will.
Ärzte der Welt sucht zum Beispiel Familien auf, deren Haus abgerissen wurde oder Menschen, die durch Steinwürfe radikaler Siedler oder Schüsse israelischer Sicherheitskräfte verletzt worden sind.
Im Westjordanland liegt der Schwerpunkt auf der psychosozialen Erstversorgung für Betroffene von Gewalt. Ärzte der Welt-Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen suchen zum Beispiel Familien auf, deren Haus abgerissen wurde oder Menschen, die durch Steinwürfe radikaler Siedler oder Schüsse israelischer Sicherheitskräfte verletzt worden sind. Im Gespräch versuchen sie herauszufinden, wer welche Art von Hilfe benötigt und verweisen die Person an Selbsthilfegruppen oder andere Stellen, wo sie weiter psychologisch versorgt werden. Daneben klären sie gefährdete Personen schon vor einem möglichen Vorfall in Gruppensitzungen darüber auf, wie Erlebnisse dieser Art sich auf ihre seelische Gesundheit beziehungsweise die ihrer Kinder auswirken können und wo sie Hilfe finden. In von Ärzte der Welt organisierten Selbsthilfegruppen stärken sich die Betroffenen gegenseitig. Außerdem unterstützen wir unsere lokale Partnerorganisation Palestinian Counseling Center bei ihren Aktivitäten an Schulen, zum Beispiel durch finanzielle Zuschüsse und indem wir psycho-soziale Fortbildungen für die Mitarbeiter*innen anbieten.
Sowohl in Gaza als auch im Westjordanland haben wir selbstverständlich sämtliche Aktivitäten auf die neuen Erfordernisse der Coronapandemie angepasst. Daneben haben wir über die Behandlung und Prävention von Covid-19 informiert und Schutzmaterialien verteilt.
Was wir unter anderem erreicht haben:
- Bis August 2020 wurden über 7.800 psychosoziale Konsultationen in einem Krankenhaus in Gaza durchgeführt
- Zwischen April 2017 und August 2020 haben die Teams im Westjordanland über 5.000 direkt oder indirekt von im Zusammenhang mit der Besatzung stehenden Gewalt betroffene Palästinenser*innen vor allem mit psycho-sozialen Beratungen unterstützt.