Sandra, was ist überhaupt ein Nachlass?
Ganz grundsätzlich ist ein Nachlass alles, was man nach dem Tod hinterlässt. Darunter fallen beispielsweise das Bankkonto, das Eigenheim, Wertsachen, aber auch Dinge wie der Online-Nachlass, also Accounts bei Social-Media-Plattformen, und etwa Verpflichtungen durch Verträge und Verbindlichkeiten. Es ist also alles, was man besitzt, in seinem Leben geschaffen oder erworben hat.
Ich stehe mitten im Leben. Warum sollte ich mich denn jetzt um meinen Nachlass kümmern?
Das sehen ganz viele so. In Deutschland hat die große Mehrheit der Menschen kein Testament verfasst, weil sie eben genau diesen Gedanken haben: Warum sollte ich mich jetzt darum kümmern? Dennoch kann man das nie früh genug für sich selbst in Betracht ziehen. Zum einen kann immer etwas passieren – etwa ein Unfall oder etwas anderes, wodurch man dann nicht mehr in der Lage ist, solche Dinge selbst zu regeln. Diese Gewissheit, alles geregelt zu haben, ist für viele Leute ein gutes und erleichterndes Gefühl. Deswegen lege ich allen nahe, sich rechtzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Und wie wähle ich am besten aus, wer was von mir bekommen soll? Ist das festgelegt und wie frei bin ich in der Gestaltung eines Testaments?
Grundsätzlich gibt es in Deutschland die gesetzliche Erbfolge. Diese greift, sollte man kein Testament haben. Im klassischen Fall erben beispielsweise Ehepartner oder Kinder. Wenn diese nicht vorhanden sind, gibt es vielleicht noch Verwandte zweiten oder dritten Grades, wie Geschwister, Tanten, Nichten und Neffen. Aber sollte es diese auch nicht geben, geht das gesamte Vermögen an den Staat. Um dem vorzubeugen und selbst zu bestimmen, in wessen Hände der Nachlass übergeht, verfasst man am besten ein schriftliches Testament. Darin kann man auch Organisationen wie Ärzte der Welt als Begünstigte aufführen.
Für den persönlichen Austausch kann man sich sehr gerne an mich, Sandra Schönberger, wenden. Ich bin die Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um das Thema Nachlass und Abwicklung.
Schreiben Sie mir einfach eine E-Mail an sandra.schoenberger@aerztederwelt.org oder rufen Sie mich unter 089 45 23 081 - 15 an.
Es empfiehlt sich, auch immer eine juristische Beratung einzuholen, damit bei der Testamentserstellung keine Fehler passieren.
Wenn ich eine Organisation unterstützen möchte, kann ich dann festlegen, wofür das Geld genau verwendet werden soll? Was würde der Organisation am meisten helfen?
Für uns ist es immer schön, wenn wir ein Erbe oder ein Vermächtnis bekommen und über dessen Verwendung frei entscheiden können. Wenn jemand heute möchte, dass nach dem Tod der Nachlass zugunsten eines bestimmten Lieblingsprojekts eingesetzt wird, kann das später für Ärzte der Welt sehr schwierig sein. Wir können ja nicht mit Gewissheit sagen, ob in einigen Jahren oder Jahrzehnten eben jenes Projekt noch existiert. Deswegen ist meine Empfehlung das Testament als freie Spende zugunsten von Ärzte der Welt festzulegen, damit das Geld dort verwendet werden kann, wo es dann am dringendsten gebraucht wird.
Du hast zwei unterschiedliche Begriffe genannt. Was ist ein Erbe und was ein Vermächtnis?
Erbe steht für den kompletten Nachlass, mit allen Rechten und auch Pflichten. Die Auflösung einer Wohnung ist ein gutes Beispiel: Die Erben, das können auch Institutionen oder Vereine sein, müssen um die Wohnungsauflösung und um mögliche Schulden kümmern, alles organisieren und regeln, beispielsweise auch Vertragsabschlüsse abwickeln. Wir freuen uns, wenn Ärzte der Welt als Erbe eingesetzt wird und übernehmen die Verantwortung dafür gerne.
Ein Vermächtnis bezieht sich auf einen Teil des Erbes. Also: Erbe oder Erbin ist jemand anderes, etwa das Kind oder der Ehepartner. Ärzte der Welt erhält ein Vermächtnis, das sich dann auf einen Teil dieses Erbes bezieht. Das kann beispielweise eine bestimmte Summe sein oder ein Anteil, etwa 20 Prozent des Nachlasses. Der Erbe oder die Erbin ist zuständig dafür, dass uns dieses Vermächtnis dann auch ausgezahlt wird.
Das klingt jetzt für mich sehr komplex, gerade, wenn man bedenkt, was alles unter den Nachlass fällt. Wen kann ich um Rat fragen?
Man kann gerne und jederzeit auf uns zukommen. Wir haben auch eine entsprechende Informationsbroschüre, in der alles ganz genau aufgeschlüsselt ist: Auf was muss ich achten? Wie ist die gesetzliche Erbfolge in Deutschland? Gibt es gewisse Regeln, wie man ein Testament verfassen muss? Natürlich verschicken wir die Broschüre kostenlos.
Wichtig ist: Wir bei Ärzte der Welt geben keine Rechtsberatung. Sobald es mit dem Verfassen eines Testaments konkret wird, empfehle ich deshalb immer eine rechtliche Beratung durch Rechtsanwält*innen, die auf Erbrecht spezialisiert sind, oder auch Notar*innen. Denn hier braucht man die juristische Expertise, damit der eigene Wille korrekt erfasst wird und keine Fehler bei der Testamentsgestaltung entstehen. Anwält*innen können mit einem das Testament gestalten, das dann gegebenfalls auch noch notariell beglaubigt werden kann. Dadurch ersparen sich die Erben die Erstellung eines Erbscheins.