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In der französischen Hauptstadt sind viele Migrant*innen gezwungen, in behelfsmäßigen Lagern unter desatrösen hygienischen Bedingungen zu kampieren. Pgoto: Olivier Papegnies

Permantent gejagt

Permantent gejagt

 

„Illegale Pushbacks", Missachtung des Asylrechts, Polizeigewalt ‒ diese Begriffe fallen oft im Zusammenhang mit der Situation von Geflüchteten auf den griechischen Inseln oder in den Balkanländern. Von der ebenfalls dramatischen Lage vieler Migrant*innen an den Küsten Nordfrankreichs, an der französisch-italienischen Grenze und auch in der Hauptstadt Paris hört man dagegen hierzulande eher wenig.

Die Teams von Ärzte der Welt beobachten jedoch, wie sich die Situation in diesen Regionen zunehmend verschärft, weil Politiker*innen keine menschenwürdigen Aufnahmebedingungen für Migrant*innen schaffen. Seit mehreren Jahren sind die Aufnahmezentren überfüllt und die Hauptverantwortung der Behörden scheint darin zu bestehen, obdachlose Migrant*innen zu vertreiben. Die Polizei zerstört behelfsmäßige Unterkünfte und vertreibt die Bewohner*innen oft mit Gewalt und ohne ihnen eine alternative Unterkunft anzubieten. Durch diese sogenannten „Null-Toleranz“-Maßnahmen können die Betroffenen nie zur Ruhe kommen, sie werden permanent gejagt. Zudem ist es für unsere Teams immer schwieriger, die durch ihre Lebensbedingungen geschwächten Menschen medizinisch zu versorgen.

Im Norden Frankreichs

Seit 2016 das als „Dschungel“ bekannte Lager in der Nähe der Stadt Dünkirchen aufgelöst worden ist, lassen die Behörden gnadenlos neue Camps in der Region abreißen. Ihre Bewohner*innen – auch Frauen und Minderjährige, sind gezwungen, sich in Wäldern zu verstecken – ohne Zugang zu Wasser oder Sanitäranlagen. Humanitären Organisationen und Unterstützenden-Initiativen legt die Regionalverwaltung Steine in den Weg: Zuletzt durch eine Verordnung, die die Zonen ausweitet, in denen es verboten ist, Lebensmittel an die Migrant*innen zu verteilen. Die mobilen Teams von Ärzte der Welt setzen ihre Arbeit unter diesen erschwerten Bedingungen fort, bieten psychosoziale Unterstützung, überweisen kranke Menschen an örtliche Gesundheitseinrichtungen und verteilen lebenswichtige Güter.

 

An der Grenze zwischen Frankreich und Italien

Im Departement Hautes-Alpes unterstützt Ärzte der Welt lokale Initiativen und begleitet die „Maraudes“, bei denen Gruppen von Freiwilligen in den Bergen Migrant*innen aufsuchen, die mitten im Winter zu Fuß die Grenze überqueren. Dabei haben unsere Teams mehrfach beobachtet, wie Polizist*innnen Menschen nach Italien zurückgewiesen haben ‒ in mehreren Fällen gewaltsam und unter Missachtung des Rechts auf Asyl und des Rechts auf Schutz von Minderjährigen. Erst im Februar haben unsere Teams erlebt, wie Beamte eine afghanische Familie mit drei Kindern mitten in der Nacht nach Italien abgewiesen haben. Wenige Stunden später musste die Mutter ins Krankenhaus von Rivoli gebracht werden, wo sie in einem Notfall entbinden konnte.

Bereits im Januar hatte ein Bergrettungshubschrauber eine geflüchtete Familie am Grenzposten von Montgenèvre abgesetzt, statt sie ins Krankenhaus zu bringen. Foto: Baptiste Soubra
Bereits im Januar hatte ein Bergrettungshubschrauber eine geflüchtete Familie am Grenzposten von Montgenèvre abgesetzt, statt sie ins Krankenhaus zu bringen. Foto: Baptiste Soubra

In Paris

Die von der Präfektur eingerichteten Aufnahmezentren für Migrant*innen sind zu klein für den tatsächlichen Bedarf. Gleichzeitig hat sich die Situation der Menschen, die auf der Straße leben, verschärft. Die Behörden versuchen, obdachlose Migrant*innen zu vertreiben, indem sie Hindernisse an üblichen Lagerplätzen errichten und verstärkt Polizist*innen patrouillieren lassen.

"Das Leben auf der Straße hat schädliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und den Schlaf von Migrant*innen - und das wird durch die fehlenden Möglichkeiten, sich vor dem Coronavirus zu schützen, noch verschlimmert."

Louis Barda, Koordinator der mobilen Teams von Ärzte der Welt Frankreich in Paris

 

Angesichts dieser Situation hat Ärzte der Welt die Zahl der Einsätze seiner mobilen Teams erhöht und die Kapazitäten seiner Anlaufstellen verstärkt, um Betroffenen psychologische und rechtliche Beratung zu bieten.

Seit 5 Jahren vollzieht sich im Nordosten von Paris eine Teufelsspirale: Es werden Lager errichtet und von der Polizei zerstört. Das Ende eines jeden Zyklus hat für die Bewohner*innen eine Gemeinsamkeit: dem Fehlen eines Zeltes als Unterkunft.
Seit 5 Jahren vollzieht sich im Nordosten von Paris eine Teufelsspirale: Es werden Lager errichtet und von der Polizei zerstört. Das Ende eines jeden Zyklus hat für die Bewohner*innen eine Gemeinsamkeit: dem Fehlen eines Zeltes als Unterkunft.
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