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Eine ukrainische Mutter mit ihrem Baby in einer von Ärzte der Welt unterstützen Gesundheitseinrichtung. Foto: Pietro Chekal

Schwanger im Krieg?

Schwanger im Krieg?

 

Wie wirkt der Krieg in der Ukraine sich auf die Gesundheit von Frauen aus? Und wie kann Ärzte der Welt hier helfen? Drei unserer Hebammen aus der Oblast Dnipropetrowsk berichten.

Olena Serhieienko:

„Wir beobachten Menstruationsstörungen aufgrund von Stress und Panikattacken. Endokrine Erkrankungen, also Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, haben sich verstärkt. Bei älteren Frauen wird häufiger eine stressbedingte Harninkontinenz festgestellt.“

„Familienplanung und Empfängnisverhütung sind teuer. Wir verschreiben die Pille nicht nur zur Verhütung, sondern auch, um den Zyklus zu stabilisieren und den Hormonhaushalt zu normalisieren. Die Tabletten kosten 500 Hrywnja, was vor allem für Menschen, die auf dem Land leben, sehr viel Geld ist. Auch nach unseren kostenlosen Sprechstunden besteht eine starke Nachfrage. Viele Menschen fragen nach Magnesium B6 gegen Stress. Wir versorgen die Patientinnen auch mit Hygieneartikeln wie Damenbinden und urologischen Binden.“

Olha Tokmakova:

„Die Partner vieler Frauen sind im Krieg. Sie sehen ihre Männer weniger, und wenn, dann nur für kurze Zeit. In einigen Familien gibt es Probleme mit ungewollten Schwangerschaften. Und Familien vergrößern sich, obwohl die Eltern nicht in der Lage sind, diese Kinder zu versorgen. Heute hatte ich vier Patientinnen. Eine Frau war schwanger. Die anderen drei wollen Kinder haben, haben aber Angst wegen des Krieges.“

„Patientinnen mit ernsteren Erkrankungen überweisen wir mit unserer Empfehlung an die*den Hausärzt*in, der*die sie dann zur Untersuchung weiterschickt. Im Dorf Partizanske zum Beispiel hat eine unserer Hebammen eine Patientin mit Verdacht auf Brustkrebs weiterüberwiesen. Die Patientin wurde operiert und ist nun auf dem Weg der Besserung.“

„Bei einer anderen Patientin wurde ein Fibromyom, also ein gutartiger Tumor, diagnostiziert. Der Arzt empfahl eine Operation, aber die kostet 20.000 Hrywnja. Das Durchschnittsgehalt in der Gemeinde liegt bei 5.000 Hrywnja, weniger als 130 Euro, im Monat. Um die Operation bezahlen zu können, musste die Frau ihr Vieh verkaufen.“

Olesia Panfilowa:

„Eine meiner Patientinnen hatte 17 Jahre erfolglos versucht, schwanger zu werden. Bei der Untersuchung habe ich ihr ein paar Tipps gegeben. Jetzt ist sie schwanger. Stress kann sich auch positiv auf unseren Organismus auswirken. Der Tonus des Körpers erhöht sich, und Frauen werden leichter schwanger. Viele Frauen werden durch die Kämpfe jedoch davon abgeschreckt, ein Kind zu bekommen.“

Hintergrund:

Hilfe bei frauenärztlichen Themen, Geburt und Empfängnisverhütung zu erhalten, war schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine für viele Menschen im Land nicht einfach. Ärzte der Welt setzt hierfür mobile Hebammen ein. Sie fahren an Orte, wo es sonst keine ausreichende medizinische Versorgung gibt – zum Beispiel Unterkünfte für vom Krieg Vertriebene, Dörfer und Kleinstädte. Die Hebammen beraten, führen grundlegende Untersuchungen durch und geben den Patient*innen bei Bedarf Medikamente. Wenn sie den Verdacht haben, dass eine ernsthaftere Erkrankung vorliegt, überweisen sie die Person an eine*n Spezialist*in. An manchen Orten sind die mobilen Teams von Ärzte der Welt die einzige Möglichkeit, qualifizierte medizinische Leistungen und Medikamente zu erhalten.

Einige Fakten zur Arbeit unserer Hebammen:
  • 2022 haben unsere Hebammen in der Oblast Dnipropetrowsk in 1.286 Konsultation 1.009 Patientinnen beraten und behandelt.
  • In der Oblast Donezk waren es in 519 Konsultationen 170 Patientinnen.
  • 37 Prozent der Patient*innen lebten unterhalb der Armutsgrenze.
  • Jede*r zweite Patient*in musste innerhalb des Landes fliehen.
    Die Ärzte der Welt-Hebamme Olena Serhieienko im Gespräch mit einer Patientin
    Die Ärzte der Welt-Hebamme Olena Serhieienko im Gespräch mit einer Patientin

 

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