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Der Behandlungsbus von Ärzte der Welt beim Münchner Kälteschutz. Foto: Ärzte der Welt

Auf der Straße bei Eis und Schnee

Auf der Straße bei Eis und Schnee

 

Eine Gruppe Kinder tobt an einem verschneiten Winterabend im Januar vor der Münchener Bayernkaserne herum. Doch ihr unbeschwerter Eindruck trügt: Sie und ihre Eltern schlafen in der Notunterkunft, die im Winter für Wohnungslose geöffnet ist. In der mobilen Praxis von Ärzte der Welt erhalten sie medizinische Versorgung. Bericht über einen Einsatz.“

Als der Behandlungsbus auf dem Gelände eintrifft, wartet dort schon Violeta Zulfalari. Die Bulgarin ist an einem chronischen Nierenleiden erkrankt. Zulfalari bezieht zwar über ihren verstorbenen Mann eine Witwenrente und hat damit auch einen Anspruch auf eine Krankenversicherung, besaß jedoch lange Zeit keinen Versicherungsnachweis. Aus eigenen Mitteln konnte sie die Behandlung nicht zahlen. Außerdem berichtet die 57-jährige von Diskriminierungen und Sprachbarrieren, als sie in einem Krankenhaus Hilfe suchte: „Man hat mir noch nicht einmal ins Gesicht geschaut. Man hat mir gesagt, ich solle wieder gehen, weil ich kein Deutsch spreche.“ So war Zulfalari zunächst gezwungen, weiter mit ihren Schmerzen zu leben. Das Ärzte der Welt-Team hat sie dabei unterstützt, einen Versicherungsnachweis und einen Termin im Krankenhaus zu bekommen sowie einen Dolmetscher organisiert. „Wenn ihr nicht gewesen wärt, wäre ich auf der Straße gestorben,“ dankt sie dem Team unter Tränen. „Die Hauptarbeit machen Sie“, versucht Projektleiter Cevat Kara die Patientin zu beruhigen.

Die Sprachbarriere ist für viele Patientinnen und Patienten ein Problem. Dolmetscher für Türkisch und Rumänisch sind an diesem Abend mit dabei. Für die Sprachen, die kein Teammitglied beherrscht, behilft man sich manchmal mit einer App. In einem engen, mit Kisten vollgestellten, aber immerhin beheizten Container führt Projektleiter Kara ein Aufnahmegespräch mit einem Patienten: „Wir sind eine Hilfsorganisation und wir helfen Menschen, die keine Krankenversicherung haben“, diktiert er in sein Handy. Eine Computerstimme wiederholt den Satz auf Polnisch – offenbar verständlich, Karas Gegenüber nickt.

Er sei vor vier Wochen gestürzt und habe sich die Schulter ausgekugelt, berichtet ein rumänischer Patient Dr. Marianne Stix, der ehrenamtlichen Ärztin, die heute mit dem Team im Einsatz ist. In Italien habe man 5.000 Euro für die Operation verlangt. Eine unbezahlbare Summe für den Wohnungslosen. Und so blieb die Verletzung unbehandelt, der Patient muss mit seinen Schmerzen weiterleben.

Oft scheitert eine optimale Behandlung auch an kleinen Dingen. So wie bei dem Patienten aus Bulgarien, der in der rollenden Praxis Hilfe sucht. Früher habe er als Tagelöhner gearbeitet. „Aber das schaffe ich jetzt nicht mehr.“ Seitdem hält der 50-jährige sich mit Flaschensammeln über Wasser. Er leidet unter Schwindel und niedrigem Blutdruck. Außerdem hat er einen Abszess. Dr. Stix erklärt dem Patienten, dass zweimal täglich die Reinigung mit einer Handdusche nötig wäre, damit die Wunde richtig heilen könne. „Eine solche Dusche gibt es hier nicht,“ sagt der Mann. „Das habe ich befürchtet,“ antwortet die Ärztin.  Manchmal stößt sie bei den Einsätzen mit dem Bus an ihre Grenzen, da sie hier nur eine medizinische Grundversorgung leisten kann. Aber vielen Patient(inn)en können sie und das Team sofort und häufig auch langfristig weiterhelfen.

 

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