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Die Teams von Ärzte der Welt fahren mit ihren Bussen zu den Menschen in abgelegene Regionen. Foto: Ärzte der Welt

Hilfe zwischen Dürre und Krieg

Hilfe zwischen Dürre und Krieg

 

Die Bedingungen in der äthiopischen Somali-Region sind extrem: Dürre bedroht das Leben der Menschen und ihrer Tiere, marode Straßen, eine instabile Stromversorgung und Sicherheitslage machen Transport und Versorgung von Menschen zur enormen Herausforderung. Shemeles Haile, Landeskoordinator Äthiopien, berichtet davon, wie sich das Team trotz allem jeden Tag für die Menschen in Somali einsetzt.

„Dieses Projekt findet an zwei Einsatzorten statt. Zum einen kümmern wir uns in Flüchtlingscamps um Binnenflüchtlinge, also Menschen, die vor Dürren oder bewaffneten Konflikten innerhalb Äthiopiens fliehen mussten. Zum anderen arbeiten wir in abgelegenen Gebieten, in denen es keine anderen medizinischen Akteure gibt. Wir konzentrieren uns hierbei auf die sexuelle und reproduktive Gesundheitsversorgung und die medizinische Betreuung von Müttern und Kindern.

Vor unserem Projekt waren die einzigen medizinischen Anlaufstellen Gesundheitsstationen, die oft weit von den Wohnorten der Menschen entfernt waren. Viele schwangeren Frauen wissen nicht, wohin sie für eine medizinische Versorgung gehen sollen und welche Art von Behandlung sie in den Krankenhäusern oder Gesundheitseinrichtungen erhalten könnten. In der Vergangenheit starben schwangere Frauen, weil es an kleinen Dingen wie Vitaminen und Medikamenten mangelte, die in anderen Gebieten erhältlich sind.

Seit wir mit unserem Projekt begonnen haben, versuchen wir durch Informationskampagnen in den Gemeinden schwangere Frauen zu erreichen. Wir dokumentieren ihre Schwangerschaft ab dem ersten Monat und geben ihnen Informationen zur Gesundheitsvorsorge.

Dürre verschärft die schwierige Situation

Die Dürre ist ein großes Problem. Die medizinische Versorgung war in dem Gebiet, in dem wir tätig sind, immer schon sehr schwierig. Viele Menschen haben aufgrund der Abgeschiedenheit keine Möglichkeit, sich medizinisch behandeln zu lassen. Sie sind oftmals nomadische Viehzüchter und und folgen ihren Tieren auf der Suche nach Wasser und Weidegrund.

Der Wassermangel beeinträchtigt die Gesundheit, die Hygiene, die sanitären Einrichtungen, das Trinkwasser sowie die Ernährung. Viele Schwangere, Frauen, ihre Babys und Kleinkinder, die wir sehen, kommen in einem schlechten Ernährungszustand.

Schwierige Bedingungen beim Transport von Patient*innen

In manchen Gegenden Äthiopiens gibt es öffentliche Verkehrsmittel, aber rund um Gerbo in der Somali-Region, leider nicht. Wenn eine schwangere Frau Wehen bekommt und sie nicht in der Nähe der Stadt ist, muss sie zuerst zu einer Gesundheitsstation kommen und dann von dort Dutzende Kilometer zum Krankenhaus gefahren werden. Viele schwangere Frauen, Mütter und ältere Menschen sterben, weil sie nicht rechtzeitig in eine Klinik überwiesen werden können. Die Straßen sind ungeteerte Schotterpisten und sehr schlecht: für 20 bis 40 Kilometer braucht man etwa zwei Stunden. Das erschwert auch unsere Arbeit, denn wenn wir zu den Menschen in ihre Siedlungen fahren, müssen wir für relativ kurze Strecken viel Zeit einplanen.

 

 

Bürgerkrieg im Norden erschüttert das ganze Land

Seit November 2020 herrscht in der Region Tigray im Norden Äthiopiens Bürgerkrieg, der sich zeitweise in weitere Regionen des Landes ausgeweitet hatte. Tausende Menschen aus Tigray, Amhara und Afar mussten vor der massiven Gewalt gegen Zivilisten, auch gegen Frauen und Kinder, fliehen. In unserem Projekt versorgen wir viele Binnenflüchtlinge, die sonst keinerlei Zugang zu einer medizinischen Behandlung hätten.

Der Krieg hat große wirtschaftliche Auswirkungen auf das Land, die sich wiederum negativ auf andere Bereiche auswirken. Es fehlt an medizinischen Einrichtungen und die Inflation ist gestiegen. Das Leben ist aufgrund des Bürgerkrieges sehr beschwerlich und kompliziert geworden und der Einbruch der Wirtschaft betrifft alle im Land.

Hohe Arbeitsbelastung für Ärzte der Welt-Teams wegen angespannter Sicherheitslage

Die größte Herausforderung für Äthiopien ist vor allem die Freiheit und der Frieden. In Deutschland kann man nachts rausgehen, ohne dass etwas passiert. An keinem Ort in Äthiopien, an dem unsere Teams im Einsatz sind, ist das möglich, vor allem nicht in den abgelegenen Gebieten. Dort ist man wegen der Sicherheitsrisiken in seinem privaten Bewegungsradius stark eingeschränkt.

Es sind Opfer, die man bringen muss, um das Leben von Menschen zu retten. Wir sorgen dafür, dass die Menschen die Aufmerksamkeit bekommen, die sie brauchen, und das Mindeste, was jede und jeder hier hat, ist das Recht auf medizinische Versorgung. Dieses Menschenrecht ist es, was du gibst, indem du deine Freiheit verschenkst."

Shemeles Haile ist der Landeskoordinator für unsere Projekte in Äthiopien. Foto: Ärzte der Welt
Shemeles Haile ist der Landeskoordinator für unsere Projekte in Äthiopien. Foto: Ärzte der Welt

 

Hier können Sie auch ein Video-Interview mit Shemeles Haile sehen, in dem er von den großen Herausforderungen, der Arbeit des Ärzte der Welt-Teams und von Erfolgen berichtet.

 

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