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 Ein Flüchtling betrachtet eine Landkarte, auf der die Insel Chios markiert ist.

Zwei Jahre EU-Türkei-Deal: Die Flüchtlingskrise ist nicht bewältigt

Zwei Jahre EU-Türkei-Deal: Die Flüchtlingskrise ist nicht bewältigt

 

Das EU-Flüchtlingsabkommen mit der Türkei ist fast zwei Jahre in Kraft. Die Situation der Menschen, die auf den griechischen Inseln festsitzen, bleibt katastrophal.

Es sollte das Geschäftsmodell der Schmuggler zerstören und verhindern, dass noch mehr Flüchtlinge die gefährliche Reise über die Ägäis auf sich nehmen: Ein Pakt zwischen der EU und der Türkei. Doch zwei Jahre nachdem das Abkommen in Kraft getreten ist, sind diese Ziele noch lange nicht erreicht. Rund 2.000 Migranten sind 2018 bis Mitte Februar bereits auf den griechischen Inseln angekommen, 3.000 Menschen sind im vergangenen Jahr im Mittelmeer ertrunken oder werden vermisst.

Weil sowohl die in dem Abkommen vereinbarten Rückführungen in die Türkei als auch die Umsiedlung auf das griechische Festland oder in andere europäische Länder außerordentlich schleppend vorangehen, sind viele tausende Geflüchtete gezwungen, monatelang unter menschenunwürdigen Bedingungen in Auffanglagern zu leben.

Dort sind sie im Winter Kälte und Regen ausgesetzt. Es gibt nicht genügend Essen und Wasser. Die wenigen Duschen und Toiletten sind oft völlig verdreckt und es tummeln sich Ratten, Schlangen und anderes Ungeziefer in den Camps. Auch vor Übergriffen können sich die Bewohner kaum schützen, vor allem sexuelle Gewalt gegen Frauen kommt erschreckend häufig vor. Dazu kommt die Ungewissheit, wie es weitergeht. 

In Moria herrscht totales Chaos

„Wenn die Leute in Griechenland ankommen, dann wissen sie nicht, was mit ihnen passieren wird. Sie haben keine Informationen über ihre Rechte oder die Bedingungen des Umsiedlungsprozesses. Minderjährige sind Krawallen und Gewalt ausgesetzt. Unter den Geflüchteten sind auch ältere Menschen und Frauen, viele von ihnen haben Gewalt erlebt. Dies hat schwere Folgen für die psychische Gesundheit“, beschreibt Ärzte der Welt-Operations Director Anastasios Yfantis die Situation der Flüchtlinge auf den Inseln.

Besonders dramatisch sind die Zustände nach wie vor im Moria-Lager auf Lesbos : „Es ist das gleiche Bild, das wir aus den Jahren 2015 und 2016 kennen. Mangelhaft beschreibt nicht einmal ansatzweise, was in Moria vor sich geht. Es herrscht ein totales Chaos“, sagt Yfantis.

Als Moria 2016 von einem Erstaufnahmezentrum in ein geschlossenes Lager umgewandelt wurde, war Ärzte der Welt geblieben, um Menschen zu behandeln und Menschenrechtsverletzungen zu bezeugen. Im Juni 2017 übernahm das griechische Gesundheitsministerium die Verantwortung für die medizinische Versorgung im Camp und Ärzte der Welt musste gehen.

Ärzte der Welt ist heute vor allem im Kara Tepe-Lager aktiv, wo vor allem besonders vulnerable Gruppen, wie unbegleitete Minderjährige, alleinerziehende Mütter, Schwangere oder Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten leben. Neben medizinischer Versorgung bieten die Kollegen vor Ort ihnen auch psychologische und soziale Beratung an.

Auch auf der Insel Chios kümmert sich Ärzte der Welt vor allem um besonders hilfsbedürftige Menschen. Mit einem Behandlungsbus machen Krankenschwestern, ein Psychologe sowie ein Sozialarbeiter, bei Bedarf in Begleitung von Dolmetschern, Hausbesuche bei geflüchteten Patienten, die das Glück haben, in einem Hotel oder einem Apartment außerhalb des Lagers untergebracht zu sein.

Die europäischen Mitgliedstaaten müssen endlich Verantwortung übernehmen!

Auch wenn sie nicht mehr in den sogenannten Hotspots direkt aktiv sind, beobachten die griechischen Mitarbeiter die  auf den Inseln Situation genau und setzen sich auch politisch für die Betroffenen ein. Alle beteiligten Akteure müssen mehr tun, um die Lebensbedingungen der Menschen in den Erstaufnahmelagern zu verbessern und Asyl- und Umsiedlungsverfahren zu beschleunigen. Denn nur ein Bruchteil der 160.000 Geflüchteten; die die EU umsiedeln wollte, wurden tatsächlich aus Italien und Griechenland in ein anderes europäisches Land überführt. Auch wurde bisher nur eine geringe Anzahl von Menschen in die Türkei zurückgeschickt, wie es das im März 2016 geschlossene Abkommen zwischen Ankara und der EU vorsah. Das Versagen der Politik geht hier auf Kosten der körperlichen und psychischen Gesundheit der Flüchtlinge. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen endlich Verantwortung übernehmen!

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