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Patientin Halima Arab vor der Ärzte der Welt-Gesundheitsstation. Foto: Ärzte der Welt

Blog: Unterwegs in der Region Somali

 

Um sich ein genaues Bild von unserer Arbeit in der äthiopischen Somaliregion zu machen, ist Ärzte der Welt-Pressereferentin Stephanie Kirchner dort für uns unterwegs. Hier berichtet sie von ihren Eindrücken.

Tag 1: Ankunft in Jijiga

Nach einem kurzen Flug von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba komme ich in Jijiga an, der größten Stadt der Somaliregion. Die breite, hell beleuchtete Hauptstraße führt mitten durch das Zentrum Jijigas. Der Verkehr ist dominiert von den blauen, dreiräderigen Bajaj-Motorradtaxis, die überall herumflitzen.

Am nächsten Tag wollen wir das von Ärzte der Welt unterstützte Gesundheitszentrum im Woreda Sagag besuchen. Woreda nennt man die äthiopischen Verwaltungsdistrikte, die aus mehreren Dörfern oder Nachbarschaften bestehen.

Tag 2: Sagag

Bevor wir uns nach Sagag aufmachen, gibt Projektkoordinator Shephard Chishaka noch einige Sicherheitshinweise und erklärt Wissenswertes zu den Gegebenheiten in der Gegend.

„Es ist eine sehr interessante Region, die abwechselnd von Dürre und Flut heimgesucht wird“, erklärt er. Das ist besonders dramatisch, weil laut Shepard Chishaka 85 Prozent der Menschen in der Somaliregion Pastoralist*innen sind: Als Halbnomaden bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Viehzucht und wechseln regelmäßig ihren Standort, um neue Weidegründe zu finden. Dies wird zunehmen schwieriger, denn durch die Erderhitzung werden die klimatischen Bedingungen immer extremer. Viele Menschen haben schon heute nicht genug zu essen. Und sie bekommen Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser und fehlende Möglichkeiten zur Hygiene wegen des Wassermangels verursacht werden. Auch in den von Ärzte der Welt unterstützen Gesundheitseinrichtungen gibt es kein fließendes Wasser. Es muss aus bis zu 100 Kilometern Entfernung mit Lastwagen herangeschafft werden.

„Wir sind stolz darauf, dass wir die abgelegensten Gemeinden erreichen und es motiviert uns zu sehen, dass wir einen positiven Impact haben“, sagt Shepard Chishaka.

Aktuell unterstützt Ärzte der Welt fünf Gesundheitsstationen in abgelegenen Gebieten der Somaliregion und steht dort als einzige NGO den Menschen bei.

Die Fahrt nach Sagag führt zunächst über eine asphaltierte Straße, gesäumt von zahlreichen für die Region typischen traditionellen Häusern. Die kuppelförmigen Konstruktionen aus Holz und Wellblech sind mit bunten Stoffen bedeckt. „Die Frauen sind dafür zuständig, die Häuser zu bauen“, erklärt der Projektmanager Mowlid Mohammed, der selbst aus der Somaliregion stammt. Die Häuser sind nicht dafür gebaut, ewig zu halten, sondern werden einmal im Jahr erneuert, erklärt er. Die ideale Bauweise für die halbnomadischen Familien.

Traditionell leben die halbnomadischen Familien in Kugelhäusern. Foto: Ärzte der Welt
Traditionell leben die halbnomadischen Familien in Kugelhäusern. Foto: Ärzte der Welt

Ungefähr eine Stunde von unserem Ziel entfernt, hört die asphaltierte Straße auf. Obwohl es nur kurz geregnet hat, haben sich in den Schlaglöchern große Pfützen gebildet. Der Fahrer Mohammed Abdirahman muss einige Manöver fahren, damit der Wagen nicht stecken bleibt.

Nach rund vier Stunden Fahrtzeit kommen wir in der Gesundheitsstation an, wo wir von der Ärzte der Welt-Hebamme Fatouma Yaneswo begrüßt werden.

Die Ärzte der Welt-Hebamme Fatouma Yaneswo in Geburtszimmer. Foto: Ärzte der Welt
Die Ärzte der Welt-Hebamme Fatouma Yaneswo in Geburtszimmer. Foto: Ärzte der Welt

Durchschnittlich 20 Frauen bringen monatlich dort ihre Kinder zur Welt. Die meisten haben keine Vorsorgeuntersuchungen erhalten, denn für viele ist der Weg in das Gesundheitszentrum zu weit. Sie leben bis zu rund 100 Kilometer entfernt, was oft eine schier unüberbrückbare Distanz darstellt. Sogenannte  Gesundheitshelfer*innen haben in den Gemeinden viel dafür geworben, dass die Frauen in die Zentren kommen, anstatt eine Geburt zu Hause zu riskieren. Die Mühe hat sich ausgezahlt. Jetzt wird das Angebot gerne angenommen und die Frauen können bei Bedarf mit dem Krankenwagen abgeholt werden. Um werdende Mütter zusätzlich zu motivieren, bekommen sie ein sogenanntes Mama-Kit mit essenziellen Dingen wie Öl zum Kochen, Zucker, Salz, Milch und eine Decke. Der Inhalt der Mama-Kits wurde nach Rücksprache mit den Müttern zusammengestellt, um sicher zu gehen, dass es ihnen zumindest in der ersten Zeit nach der Geburt möglichst an nichts fehlt. 

Ein Mama-Kit mit allen Dingen, die eine Mutter kurz nach der Geburt benötigt. Foto: Ärzte der Welt
Ein Mama-Kit mit allen Dingen, die eine Mutter kurz nach der Geburt benötigt. Foto: Ärzte der Welt

Fatouma Yaneswo stellt uns einer Frau vor, die ihre Geburt ohne den Einsatz der Hebamme vielleicht nicht überlebt hätte. Sie litt unter Schwangerschaftsbluthochdruck und das Baby lag verkehrtherum im Bauch. Ubah Dahir ist glücklich, dass sie sich dafür entschieden hat, ihr Kind im Gesundheitszentrum zur Welt zu bringen, und dass es gesund ist. „Hier ist es sicherer. Jetzt geht es mir und dem Baby gut. Ich habe mich noch nicht für einen Namen entschieden.“ 

Stephanie Kirchner, Ubah Dahir mit ihrem Baby und Hebamme Fatouma Yaneswo in der Gesundheitsstation. Foto: Ärzte der Welt
Stephanie Kirchner, Ubah Dahir mit ihrem Baby und Hebamme Fatouma Yaneswo in der Gesundheitsstation. Foto: Ärzte der Welt

Das Baby von Ubah Dahir hat noch keinen Namen. Dank der Hebamme in der Geburtsstation ist es gesund auf die Welt gekommen. Foto: Ärzte der Welt
Das Baby von Ubah Dahir hat noch keinen Namen. Dank der Hebamme in der Geburtsstation ist es gesund auf die Welt gekommen. Foto: Ärzte der Welt

Als nächstes besuchen wir den Teil der Gesundheitsstation, in dem Kinder unter fünf Jahren behandelt werden. Jedes Kind wird auch auf seinen Ernährungszustand untersucht. Bei dem einjährigen Kader Mohammed kann man aber auch ohne medizinische Expertise auf den ersten Blick erkennen, dass das Kind stark unterernährt ist. Das bestätigt der behandelnde Arzt Dr. Semanchew Shete.

„Der Kleine war akut unterernährt und ich hätte ihm gern eine leicht verdauliche Spezialmilch verabreicht“, berichtet er. Doch diese sei in ganz Äthiopien kaum noch erhältlich, seit die amerikanische Behörde für Entwicklungszusammenarbeit, USAID, ihre Hilfen abrupt gestoppt hat. Um das Schlimmste zu verhindern, konnte Ärzte der Welt eine energiereiche Paste aus Erdnüssen als therapeutische Fertignahrung zur Verfügung stellen.

Es ist ein erschreckender Einblick in die ganz konkreten Konsequenzen, die Kürzungen von Hilfsgeldern – auch die der Bundesregierung – haben.

Tag 3: Besuch in Degehamedo

Nachdem wir die Nacht in einem örtlichen Hostel verbracht haben, besuchen wir die Gesundheitsstation von Degehamedo.

Dort ist unsere Hebamme Sarah Ibrahim gerade dabei, die schwangere Patientin Halima Arab mit dem von Ärzte der Welt gespendete Ultraschallgerät zu untersuchen.

Die Patientin Halima Arab wird von unserer Hebamme Sarah Ibrahim untersucht. Foto: Ärzte der Welt
Die Patientin Halima Arab wird von unserer Hebamme Sarah Ibrahim untersucht. Foto: Ärzte der Welt

 

Halima Arab hat in der Vergangenheit ihre Kinder zu Hause zur Welt gebracht, aber bevorzugt nun die Gesundheitsstation: „Das ist sicherer für mich und das Baby.“ Als die Untersuchung zeigt, dass alles in Ordnung ist, ist Halima Arab erleichtert.

Halima Arab in der Gesundheitsstation von Ärzte der Welt in Degehamedo. Foto: Ärzte der Welt
Halima Arab in der Gesundheitsstation von Ärzte der Welt in Degehamedo. Foto: Ärzte der Welt

Der junge Geschäftsführer der Gesundheitsstation, Mohammed Abdi-Ahmed, kennt die Region und die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung genau, denn er ist hier in einer Nomadenfamilie aufgewachsen. Es ist beeindruckend, wie er in seinem jungen Alter die Gesundheitsstation mit einem Einzugsgebiet von bis zu 90.000 Menschen und so vielen Herausforderungen erfolgreich leitet. „Ich bin sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit Ärzte der Welt. Sie stellen unter anderem Benzin für den Krankenwagen, wichtige Dinge für die Mütter und Babys und alle notwendigen Medikamente zur Verfügung. Eine zentrale Rolle spielen dabei natürlich die Hebammen.“

 

 

 

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