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Viele Flüchtlingscamps liegen inzwischen hinter hohen Mauern und Stacheldraht, auch auf Lesbos. Foto: Chris Schmid

Flüchtlingslager auf Lesbos: Kinder leben wie im Gefängnis

Flüchtlingslager auf Lesbos: Kinder leben wie im Gefängnis

 

Die griechische Asylpolitik ist noch restriktiver geworden. Das wirkt sich besonders auf die Kinder und Jugendlichen aus, die Ärzte der Welt im Flüchtlingscamp Kara Tepe auf der Insel Lesbos versorgt.

„Viele der ehemals offenen Flüchtlingscamps sind durch geschlossene Lager ersetzt worden. Durch die Umzäunung und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit ähnelt die Anlage einem Gefängnis", beschreibt Elli Xenou, Advocacy-Beauftragte von Ärzte der Welt in Griechenland, die Bedingungen im Camp Kara Tepe auf der Insel Lesbos. „Die chemischen Toiletten sind in schlechtem Zustand, der Strom fällt täglich aus, so dass die Menschen keine Heizung haben, und im Winter sind die Bewohner*innen eisiger Kälte und Wind ausgesetzt." Kara Tepe befindet sich auf einem Militärgelände direkt am Meer. Wenn es regnet, besteht die Gefahr, dass das Camp überschwemmt wird, wie es im vergangenen Winter häufiger der Fall war.

Die Hälfte der Patient*innen sind minderjährig

Unter schwierigen Bedingungen leisten die Teams von Ärzte der Welt in Kara Tepe medizinische Grundversorgung und biete gynäkologische und pädiatrische Behandlungen an. Ein Drittel der Bewohner*innen sind minderjährig, und Ärzte der Welt ist die einzige humanitäre Organisation, die die Jüngsten im Camp medizinisch betreut. „Wir behandeln auch immer mehr geflüchtete Kinder und Jugendliche, die außerhalb des Lagers leben und zu uns kommen, weil ihnen der Zugang zu griechischen Krankenhäusern systematisch verwehrt wird", so Xenou.

Im Jahr 2021 haben unsere Teams insgesamt 6.393 Menschen im Camp medizinisch versorgt, durchschnittlich 530 pro Monat, und mehr als 11.000 Konsultationen durchgeführt. Fast die Hälfte der Patient*innen waren noch nicht volljährig.

Leben in gefängnisartigen Anlagen

Die Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat seit Mitte 2019 die Asyl- und Grenzschutzmaßnahmen deutlich verschärft. Viele der früheren „offenen" Aufnahmelager für Migrant*innen wurden - oder werden - durch sogenannte „geschlossene Einrichtungen mit kontrolliertem Zugang" ersetzt. Durch die hohen, mit Stacheldraht bewehrten Zäune, Überwachungsanlagen, Sicherheitsschleusen, Einlasskontrollen und eine starke Präsenz von Polizei- und Sicherheitspersonal wirken diese sogenannten Camps wie Gefängnisse. Inzwischen befinden sich diese Anlagen auch auf anderen Inseln, wie etwa Samos, Kos, Chios und Leros, meist fernab der nächsten Ortschaften.

Mehrheit der Geflüchteten stammt aus Afghanistan

„Mehr als 60 Prozent der Campbewohner*innen sind afghanische Staatsbürger*innen. Sie sind vor den Taliban und der Unterdrückung von Frauen und Kindern geflohen“, so Michel Genet, Geschäftsführer von Ärzte der Welt Belgien. „Die Tatsache, dass wir nun zulassen, dass die Menschen unter diesen Bedingungen in Europa ausharren, ist nicht weniger als ein Skandal."

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