Ärzte der Welt als Mitglied des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung
Die humanitären Helfer*innen von Ärzte der Welt erleben weltweit das Leid, das durch geschlechtsspezifische Diskriminierung entsteht. Unsichere Abtreibungen beispielsweise, sind eine der Hauptursachen für Todesfälle während der Schwangerschaft, jährlich sterben etwa 39.000 Frauen* daran.
In Deutschland stellt Ärzte der Welt fest, dass Unversicherte und Migrant*innen besonders große Hürden beim Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen haben. Verständigungsprobleme, Sprachbarrieren und fehlende Kostenübernahme sind die größten Hindernisse. Daher fordert Ärzte der Welt, dass Schwangere bei der Beratung und Behandlung eine Sprachvermittlung erhalten und die Kostenübernahme gesichert ist, wenn sie den Eingriff nicht selbst finanzieren können.
Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung (BfSS) vertritt ähnliche Werte: Es besteht aus Beratungsstellen, mehr als 40 verschiedenen feministischen und allgemeinpolitischen Gruppen, Verbänden, Netzwerken, Gewerkschaften und Parteien sowie Einzelpersonen. Ärzte der Welt ist offizielles Mitglied des BfSS.
Insbesondere fordert das BfSS die uneingeschränkte körperliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung für alle, insbesondere Frauen, nicht-binäre, inter- und trans* Menschen. Dazu zählt unter anderem die Streichung der §§ 218ff aus dem Strafgesetzbuch, die selbstbestimmte Schwangerschaftsabbrüche immer noch kriminalisieren. Die weiteren Forderungen des BfSS sind hier aufgelistet.
Deshalb ruft Ärzte der Welt am 08. März gemeinsam mit einem breiten Bündnis aus feministischen und stadtpolitischen Initiativen, Gewerkschaften und Verbänden zur Demonstration „feministisch, solidarisch, gewerkschaftlich“ auf. Ziel ist es, ein starkes Zeichen für Gleichstellung, Geschlechter- und Verteilungsgerechtigkeit, und für die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zu setzen.
Demoaufruf des Bündnisses:
„In einer gerechten Gesellschaft müssen alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sozialem Status – gleiche Chancen und Rechte haben. Doch aktuell ist das Gegenteil der Fall: Investitionen in soziale Infrastruktur werden vernachlässigt, während steigende Mieten und Lebenshaltungskosten insbesondere marginalisierte Gruppen belasten. Es fehlen Mittel für Gewaltprävention und Frauenhäuser, während viele Frauen in Gewaltbeziehungen bleiben, aus Angst, mit ihren Kindern wohnungslos zu werden. Gleichzeitig werden Sondervermögen für das Militär geschaffen, während essenzielle soziale Bereiche unterfinanziert bleiben.
Das Bündnis fordert daher ein Ende der Kürzungspolitik, bezahlbaren Wohnraum, gute Bildung für alle, eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung, die Abschaffung der Schuldenbremse und eine sozial gerechte Steuerpolitik, die Vermögen von oben nach unten umverteilt. Die Demonstrierenden fordern zudem sexuelle Selbstbestimmung und die Abschaffung des §218 sowie gute Löhne und einen besseren Schutz vor sexualisierter Gewalt, auch am Arbeitsplatz.
Angesichts zunehmender gesellschaftlicher Spaltung, rechter und rassistischer Hetze sowie antifeministischen Angriffen gegen Transpersonen, setzt die Demonstration ein klares Zeichen für Solidarität und Vielfalt. Das Bündnis solidarisiert sich mit allen Betroffenen patriarchaler Gewalt und positioniert sich klar für die Verteidigung des Asylrechts.“
Teilnahme an der Demonstration
Alle Menschen, die gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, für Gleichberechtigung, soziale Sicherheit und eine feministische Zukunft einsetzen möchten, sind herzlich eingeladen, sich anzuschließen. Die Demonstration ist offen für Menschen aller Geschlechter und soll kinderfreundlich sein.
- Wo? Oranienplatz (Berlin, Kreuzberg)
- Wann? 8. März, 12:30 Uhr
Eine kontinuierliche Aufgabe
Ärzte der Welt setzt sich nicht nur am 08. März gegen die Diskriminierung von Frauen* und Mädchen* ein. In über 30 Ländern weltweit engagieren wir uns mit Programmen zur Mutter-Kind-Gesundheit. Wir behandeln Krankheiten, begleiten rund um Schwangerschaft und Geburt, impfen und klären über Familienplanung auf. Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, unterstützen wir mit medizinischer Hilfe, psychosozialer und juristischer Beratung. Mit öffentlichkeitswirksamen Kampagnen und Lobbyarbeit machen wir auf die Situation der Betroffenen aufmerksam. Im Projekt Reach Out hat sich Ärzte der Welt zum Ziel gesetzt, den Zugang zu notwendigen Unterstützungsleistungen für potenziell betroffene Migrant*innen und Geflüchtete zu verbessern. Die Zukunft von Frauen und Mädchen weltweit zu verbessern, ist für Ärzte der Welt eine nicht verhandelbare Verpflichtung.