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Geflüchtete warten vor Klinik in Chios

Unzumutbare Zustände in griechischen Flüchtlingscamps

Griechische Camps: Unzumutbare Zustände für Geflüchtete

Griechische Camps: Unzumutbare Zustände für Geflüchtete

 

Seit Sommer 2017 zahlt die EU für die Versorgung von Flüchtlingen in Griechenland keine Gelder mehr an Hilfsorganisationen, sondern direkt an die Regierung. Diese hat nun die Organisation der Camps übernommen, doch die Situation in den Einrichtungen hat sich seitdem massiv verschlechtert. Der Winter spitzt die Lage zusätzlich zu.

Seit 2013 ist Ärzte der Welt auf der Insel Lesbos präsent: Medizinische Teams organisierten die ärztliche und psychosoziale Versorgung von Tausenden Geflüchteten. Als im März 2016 das Erstaufnahmezentrum Moria in ein geschlossenes Lager umgewandelt wurde, entschied sich Ärzte der Welt als einzige Organisation zu bleiben, um die Menschen zu behandeln – und um Zeugnis von ihrer Situation abzulegen.

Doch seit Anfang Juni ist auch damit Schluss. Ärzte der Welt musste sich aus Moria zurückziehen: Die EU zahlt ihre Hilfsgelder mehr an Nichtregierungsorganisationen, sondern direkt an die griechische Regierung. Seitdem diese für die Organisation der Hilfsleistungen zuständig ist, haben sich die Zustände in den Lagern massiv verschlechtert.

Keine ausreichende medizinische und psychologische Versorgung gewährleistet

Mehr als 13.000 Flüchtlinge und Migranten sitzen auf den griechischen Inseln fest. Die Lager sind völlig überfüllt, es herrschen – wie zu Beginn der Flüchtlingskrise 2015 – chaotische Zustände. Anfang September forderte das Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) die griechische Regierung auf, die Bedingungen in den Aufnahmelagern wie etwa auf Lesbos und Kos deutlich zu verbessern.

 „Entscheidende Leistungen, die Hilfsorganisationen bis zum Sommer erbracht hatten, konnten bislang nicht adäquat ersetzt werden“, betont Stathis Poularakis von Ärzte der Welt Griechenland. Das betrifft die medizinische Grundversorgung, die psychologische Betreuung von Flüchtlingen und die Prüfung besonderer Schutzbedürftigkeit. Bisher stellt die griechische Regierung nicht genügend medizinische Fachkräfte. In Moria arbeiteten statt der zehn Mediziner von Ärzte der Welt nun nur zwei Ärzte des griechischen Roten Kreuzes und ein Arzt der Armee für die mehr als 4.800 registrierte Flüchtlinge im Camp.

Zudem kommen seit einigen Monaten wieder deutlich mehr neue Flüchtlinge auf den Inseln an. 3.695 Menschen waren es laut dem UNHCR im August 2017, rund 2.000 Personen seit Anfang September. Das bedeutet auch tausende neuer Asylverfahren, für die die Antragsteller monatelang in den Aufnahmezentren ausharren müssen.

Kinder brauchen besonderen Schutz

Besonders besorgniserregend ist die Situation minderjähriger Flüchtlinge. Im Juli 2016 waren von den 3.000 in Griechenland registrierten unbegleiteten Kindern und Jugendlichen nur 500 in speziellen Einrichtungen untergebracht gewesen. Die übrigen waren gemeinsam mit Erwachsenen in sogenannte bewachten Lagern untergebracht, also eingesperrt und ohne besonderen Schutz, obwohl ihnen dieser dringend zustünde. Seit dem vergangenen Jahr hat sich an dieser dramatischen Unterversorgung von Minderjährigen nichts verändert – im Gegenteil. Viele Kinder und Jugendliche sind traumatisiert. Dass sie ohne Betreuung in solchen Lagern gefangen gehalten werden, ist völlig inakzeptabel.

Unterbringung der Flüchtlinge wird neu geregelt

Die Regierung plant, die Zahl der Camps von mehr als 40 auf 18 zu reduzieren. Stattdessen soll die Mehrheit der Flüchtlinge und Migranten in Häusern und Appartements untergebracht werden. „Diese Lösung ist einfach billiger für die griechische Regierung. Pro Kopf bekommen die Menschen 90 Euro pro Monat. Davon müssen sie leben und alles bezahlen“, sagt Christos Dimopoulos von Ärzte der Welt Griechenland. So begrüßenswert es ist, dass die Menschen nicht mehr in Zelten leben müssen, so hat dies auch einen entscheidenden Nachteil: „Die Flüchtlinge haben dann keinen Zugang mehr zu Dienstleistungen und Hilfsangeboten von Dolmetschern, Sozialarbeitern, Psychologen oder Ärzten. Wir haben berechtigte Sorge, dass es zu großen Problemen bei der Integration kommen wird.“

Ärzte der Welt dank privater Förderung weiterhin in Camps für Flüchtlinge aktiv

Trotz der großen Veränderungen sorgt Ärzte der Welt nach wie vor für die medizinische Versorgung der Geflüchteten und Migranten: Private Spenden machen es möglich, dass die Organisation weiterhin in 28 Camps tätig sein kann, etwa im Kara Tepe Refugee Camp auf Lesbos und im Souda Refugee Camp auf Chios. Zwischen Januar und Juni 2017 wurden mehr als 17.000 Patient(inn)en in die mobilen Kliniken oder die Polykliniken von Ärzte der Welt behandelt, ein Viertel davon waren Kinder.

Die Angebote von Ärzte der Welt in Griechenland richten sich gleichermaßen an Geflüchtete wie an die einheimische Bevölkerung.  Die Ärzte der Welt betreibt zusätzlich zu den Stationen in den Flüchtlingscamps vier Polykliniken, 15 mobile Kliniken und vier Unterkünfte, in denen Menschen Schutz finden und umfassend versorgt werden.

 

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