Seit Jahrzehnten terrorisieren militante Gruppierungen die Menschen in Nigeria. Und schon seit mehr als elf Jahren herrscht im Nordosten des Landes ein Konflikt zwischen der nigerianischen Regierung und bewaffneten Gruppen wie der Boko Haram.
Besonders stark betroffen sind der Nordosten des Landes, wo fortlaufend terroristische Gewaltakte, wie etwa Angriffe und Sprengstoffanschläge von militanten Gruppen auf die Zivilgesellschaft, Sicherheitskräfte, Märkte, Schulen, Kirchen und Moscheen verübt werden. Humanitäre Hilfsorganisationen waren Ziel der Attacken.
Auch im Süden gehen die Angriffe immer weiter und in der Grenzregion des Tschads nehmen die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Tierzüchtern und Landwirten kein Ende.
Über 2 Millionen Menschen sind auf der Flucht
Die fortwährende Bedrohung hat in Nigeria eine enorme humanitäre Katastrophe ausgelöst. Zwei Millionen Menschen mussten fliehen, über die Hälfte davon Frauen und Kinder. Oft haben die Gemeinden, die die Vertriebenen aufnehmen, jedoch kaum Kapazitäten, um sie zu versorgen. Millionen Menschen leben als Vertriebene unter katastrophalen Bedingungen.
Tausende Kinder mangel- und unterernährt
Die Anzahl der mangelernährten Kinder stieg in der ersten Jahreshälfte 2024 dramatisch an. Die Fälle von Mangelernährung haben sich im Nordosten des Landes vervielfacht, knapp 12 Prozent der Bevölkerung ist unterernährt. Es gibt kaum Zugang zu medizinischer Versorgung, und noch funktionsfähige Gesundheitseinrichtungen sind unterbesetzt, da auch zahlreiche Mitarbeiter*innen fliehen mussten.
Flucht vor dem Terror: Arzt in Nigeria berichtet

„Als ich einmal durch das Camp ging, sah ich einen 12-jähriges Kind mit einer offenen Fraktur. Es hatte sechs Monate lang im Bett gelegen und war schwer unterernährt. Wir konnten ihn retten – heute winkt er mir jedes Mal zu, wenn er mich sieht.“
Dr. Vincent Faboya Oluemi ist Arzt im Bundesstaat Borno, …
„Als ich einmal durch das Camp ging, sah ich einen 12-jähriges Kind mit einer offenen Fraktur. Es hatte sechs Monate lang im Bett gelegen und war schwer unterernährt. Wir konnten ihn retten – heute winkt er mir jedes Mal zu, wenn er mich sieht.“
Dr. Vincent Faboya Oluemi ist Arzt im Bundesstaat Borno, Nordost-Nigeria, wo bewaffnete Konflikte und Terrorgruppen wie Boko Haram viele Menschen zur Flucht zwingen. Er arbeitet in einem Camp für Binnenvertriebene in Damboa – unter schwierigen Bedingungen. Die Nachfrage ist hoch: Bereits am frühen Morgen bilden sich lange Schlangen vor der Klinik, und das medizinische Personal behandelt täglich über 50 Patient*innen.
Neben der akuten Versorgung sind Hygieneprobleme und Infektionskrankheiten wie Cholera große Herausforderungen. Dank einer Impfkampagne 2018 konnten die Krankheitsfälle deutlich reduziert werden. „Das war ein großer Erfolg für uns“, sagt Dr. Oluemi.
Foto: Symbolbild
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Wie die Teams von Ärzte der Welt in Nigeria helfen
Ärzte der Welt ist seit Ende 2016 im Nordosten Nigerias im Einsatz, um Frauen und Kinder medizinisch zu versorgen. Weil ein Großteil der Menschen vor dem Terror in den Nordosten des Landes flieht und die Flüchtlingscamps im Bundesstaat Borno völlig überfüllt sind, hat Ärzte der Welt seine Aktivitäten in dieser Region ausgeweitet.
In Gesundheitszentren in den Städten Maiduguri und Damboa leisten die Teams
- medizinische Basisversorgung
- sexuelle und reproduktive Gesundheitsversorgung, darunter Vor- und Nachsorge nach Schwangerschaft und Geburt
- psychosoziale Unterstützung
- Maßnahmen gegen Unterernährung
- Einführung von Cholera-Notfallplänen
- Informationveranstaltungen zu medizinischen Themen
- Versorgung von Überlebenden sexueller Gewalt
Ziel bei allen unseren Projekten ist es, die aufgebauten Strukturen wie Gesundheitsstrukturen, ausgebildetes Personal, aber auch zuverlässige Lieferwege für Material und Medizin, an staatliche Einheiten und lokale Partner zu übergeben. Denn wir haben dann ein Projekt gut durchgeführt, wenn wir zusammen mit unseren lokalen Partnern stabile und bleibende Strukturen und Abläufe schaffen konnten – um uns dann zurückzuziehen.
Nigeria
Erfolg: Alles wieder im grünen Bereich für die kleine Hussaina Musa*

Als unsere Mitarbeiter*innen in Nigeria die neun Monate alte Hussaina Musa* untersuchten, hatte ihr Oberarm nur einen Umfang von 10,8 cm – ein Zeichen von akuter Unterernährung. Sofort wurde sie ambulant mit therapeutischer Nahrung behandelt. Außerdem wurde Hussainas Mutter mit einer Ernährungsberatung unterstützt. Bereits nach zwei Monaten konnte sie wieder aufatmen: Hussainas Oberarm hatte fast 2 cm an Umfang hinzugewonnen. Der kritische Wert war damit überschritten!
*Name geändert. Foto: Symbolbild
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Häufige Fragen zu unserer Arbeit in Nigeria
Seit 2016 sind wir im nigerianischen Bundesstaat Borno aktiv. Unsere Teams bieten medizinische Basisversorgung, gynäkologische Betreuung, Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung, Maßnahmen gegen Unterernährung und psychosoziale Unterstützung an. Darüber hinaus führen wir Cholera-Notfallpläne ein und versorgen Überlebende sexueller Gewalt
Wie in anderen Ländern auch haben wir in Nigeria Cholera-Notfallpläne eingeführt und klären die Bevölkerung über Hygienemaßnahmen auf. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass sauberes Wasser und Sanitärversorgung zur Verfügung stehen, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.
Wir schulen medizinisches Personal, stärken lokale Strukturen und übergeben nach Projektende Gesundheitszentren und Lieferketten an staatliche Einrichtungen. So schaffen wir nachhaltige Lösungen, die auch nach unserem Rückzug bestehen bleiben.
Seit 2006 wird unsere Organisation regelmäßig geprüft und bekommt jedes Jahr wieder das DZI-Spendensiegel anerkannt. Dadurch werden Ärzte der Welt eine transparente Mittelverwendung und angemessene Verwaltungsausgaben bestätigt. Unser Jahresabschluss wird zudem einer freiwilligen Abschlussprüfung von unabhängigen Wirtschaftsprüfer*innen unterzogen. Für Rückfragen zum Prüfungsbericht können Sie sich gern an uns wenden.
Projektmonitoring: Das Ärzte der Welt-Netzwerk hat interne Richtlinien und Handbücher, die Standards für die Arbeit vorgeben. In den Projektgebieten ist das jeweilige Team für die Einhaltung der Standards zuständig. Auch Monitoringbesuche durch die Geschäftsstelle und externe Evaluierende sowie Schulungen tragen dazu bei, die Qualität der Projekte zu sichern.
Ja, Ärzte der Welt e.V. ist beim Finanzamt München unter der Steuernummer 143/210/00445 als gemeinnützig und mildtätig anerkannt. Somit können Sie mit Hilfe Ihrer Zuwendungsbestätigung (Spendenquittung) Ihre Spenden an uns von der Steuer absetzen.
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